Dienstag, 21. Dezember 2010

Bodhitag? Schmodietag!

Donnerstag, 09. Dezember 2010

Eine der Lieblingsbands von American Hardcore-Autor Steven Bush ist Zero Defex aus Akron, Ohio! Klick auf den Satz um zu lesen was er zu sagen hat!

Ebenfalls habe ich nun eine französische Autorenseite. Also geh und schaue es dir an wenn du Franzose oder Kanadier oder Ghanaer oder was du sonst auch immer für ein -ier bist wo man Französisch spricht.

Auch ist Teil Zwei meines Interviews über Dr. Dick's Sexberatung jetzt online. Also kannst du es dir anhören gehen.

Gestern bin ich anlässlich des 30. Jahrestages von John Lennons Tod zum John Lennon-Denkmal im Central Park gegangen. Ich habe dieses Video nicht aufgenommen. Aber es ist ein visueller Bericht von ungefähr dem was ich dort erlebt habe (du ahnst nicht wie scheiß KALT es war):


Ich glaube ich bin ein paar Stunden nach demjenigen der dieses Video aufgenommen hat dort eingetroffen, aber es war im Grunde dieselbe Szene. Und ich bin für ungefähr genau so lange geblieben wie dieses Video läuft. Ich glaube ich habe drei oder vier Songs gehört. Ich konnte genauso wenig die Musiker sehen wie derjenige der dieses Video aufgenommen hat. Ich glaube sie waren irgendwo in der Mitte des Kreises. Da war ein Trompeter der mit eingestiegen ist ab dem Zeitpunkt wo ich dort ankam. Ich habe keine Ahnung wie irgendwer Gitarre spielen könnte bei der Kälte. Dann wiederum war es eisig kalt als die Beatles auf dem Dach der Apple Büros ihr letztes Konzert spielten (das für den Film Let It Be).

Als ich etwas dazu auf Facebook geschrieben habe, waren einige Leute ob der Tatsache erstaunt, dass ich etwas zu John Lennons Tod schreiben würde anstatt zum Bodhitag, dem vermeintlichen Tag von Buddhas Erleuchtung welcher ebenfalls am 8. Dezemeber begangen wird.

Aber Bodhitag hat mir noch nie so viel bedeutet. Keiner der Lehrer mit denen ich saß haben jemals eine große Sache daraus gemacht oder Rohatsu Sesshins abgehalten, was die gängige Praxis in vielen Zen-Zentren ist um diese Jahreszeit. Nishijima Roshi war immer ein wenig griesgrämig bezüglich Allem was auch nur ein Wenig zeremoniell oder abergläubisch war. Ich denke, dass ihm die Idee eines speziellen Sesshin an einem Tag an dem Buddha wahrscheinlich gar nicht wirklich erleuchtet wurde ziemlich lächerlich vorkam.

Ich halte es nicht für besonders wichtig. Manchmal sucht man sich einen willkürlichen Zeitpunkt für eine Sache aus und ein Sesshin um den 8. Dezember ist so gut wie jeder andere Tag. Also warum nicht? Ich plane an einem Rohatsu Sesshin an diesem Wochenende hier in New York teilzunehmen.

Aber ich neige dazu Gudo Nishijimas Einstellung zu teilen hinsichtlich dessen bestimmte Tage als „heiliger“ anzusehen als andere. Ich meine, ich liebe Weihnachten obwohl ich kein Christ bin. Aber es ist nicht mehr oder weniger heilig als irgendein anderer Tag.

Die Idee solcher Dinge wie einn Weihnachts-Waffenstillstand im Krieg hat mich schon immer verwundert. Ich meine wenn man eine Feuerpause am 25. Dezember haben kann, warum nicht gleich ganz mit dem aufeinander Schießen aufhören? Ergibt für mich keinen Sinn.

Ich sitze Zazen jeden Tag außer irgendwelche wirklich schwierigen Umstände verhindern es. Das ist der essentiellste Teil der buddhistischen Praxis. All dein Zazen für ein Sesshin Anfang Dezember aufzusparen ergibt für mich genauso wenig Sinn wie eine Feuerpause an Weihnachten. Es ist ungefähr die selbe Einstellung, eigentlich. Selbstverständlich ist es ein weniger gewalttätiger Ausdruck dieser Einstellung. Aber es kommt so ziemlich aus derselben Richtung.


Neue Suicide Girls Kolumne: Lebe einfach

Montag, 6. Dezember 2010

OK, ich habe ein neues Suicide Girls Blog hochgeladen. Es heisst Living Simply [im Sinne von „ein einfaches Leben führen“] und du kannst es finden in dem du auf die Wörter „Living Simply“ klickst. Ist das nicht einfach? Und es ist die „sicher auf der Arbeit“ Seite. Keine nackigen Brüste oder Hintern!

Ich habe gestern Abend einen Skype-Anruf von einem Freund aus Japan bekommen. Sie kam gerade zurück von einem 5-tägigen Zen-Retreat in einer anderen Tradition welche unbenannt bleiben soll, aber sich mit Barada Basutani reimt. Sie zeigte mir diese großen fetten Wunden auf ihren beiden Schultern von heftigen Schlägen mit dem Kyosaku [Stab des Mitgefühls]. Sie sagte die hörten nicht ein mal auf sie zu schlagen als sie schrie. Typen im Zendo schrieen "Mu! Mu! Muuuuuuu!" während sie saßen. Augenscheinlich erlangten drei Leute aus der Gruppe die Erleuchtung. Sie war nicht eine davon.

Die ganze Sache klang äußerst lächerlich und sogar komisch. Ich bin froh, dass ich noch nie auf solchen Zen-Retreats war. Ich hätte es sofort abgelehnt. Vielleicht wenn ich nicht so müde bin schreibe ich mal einen Eintrag darüber warum ich diese Art der Übung so unglaublich albern finde.

Im Augenblick bin ich nur verdutzt.


Podcast, Often Awesome, urbanes Zen und richtige Haltung (schon wieder)


Mittwoch, 1. Dezember 2010


Zunächst wurde der Hardcore Zen Podcast gerade aktualisiert. Es geht nur um SEX! Also los, hör’s dir an!

Ich bin nun auch auf einem anderen Podcast: Dr. Dick's Sex Advice

Zweitens, jetzt da die Weihnachtszeit da ist, möchte ich eure Aufmerksamkeit einmal mehr auf Often Awesome lenken, eine Gruppe von Freunden von mir, die sich zusammengetan haben, um ihrem Freund Tim LaFollette in seinem Kampf gegen die Lou Gehrig-Krankheit zu unterstützen. Es ist eine verdammte Schande in einem Land zu leben in dem der einzige Weg, mit der jemand wie er die Hilfe bekommen kann die er braucht darin besteht, Fremde anzubetteln. Aber das sind die USA. Mach mich nicht an… Spendet einfach was!

Zurück zu Fragen von Lesern. Ich habe keine spezielle E-Mail für meine erste Frage. Es ist einfach etwas das immer wieder aufkommt, gerade jetzt da ich nach New York gezogen bin. Die Frage geht in etwa so: Wie kann ich in einer Großstadtumgebung üben, mit all dem Lärm und Ärger und Tempo und der Ablenkung?

Ich habe letzte Nacht in Shohaku Okumuras Buch Realizing Genjokoan: The Key to Dogen's Shobogenzo [Das Verwirklichen des Genjokoan: Der Schlüssel zu Dogens Shobogenzo] und stieß auf die Antwort. Okumura erzählt das alte japanische Volksmärchen vom Kaninchen im Mond. Die Geschichte, die ich von dieser Website kopiert und eingefügt habe, geht etwa so:

Der alte Mann des Mondes blickte eines Tages auf einen großen Wald auf der Erde herunter und sah drei Freunde zusammen um ein Feuer sitzen. Es waren ein Kaninchen, ein Affe und ein Fuchs. Erstaunt eine solche Gruppe Freunde zu sehen, fuhr er auf die Erde nieder und verwandelte sich in einen Bettler. Er sagte den drei Freunden, dass er sehr hungrig sei. Als sie das hörten, liefen sie alle los, um ihm etwas zu essen zu holen. Der Affe brachte dem Mann eine Menge Früchte und der Fuchs kam mit einem großen Fisch zurück. Jedoch konnte das Kaninchen kein Essen für den Mann finden und bat den Affen, Feuerholz zu sammeln und den Fuchs, damit ein großes Feuer anzufachen. Als das Feuer sehr hell loderte, erklärte das Kaninchen dem Bettler, dass es nichts hatte was er ihm geben konnte, also würde er ins Feuer springen und wenn er gebraten war, könnte der Bettler ihn essen. Gerade als das Kaninchen ins Feuer springen wollte, verwandelte sich der Bettler zurück zum Mann des Mondes und sagte dem Kaninchen, dass es sehr freundlich sei, und dass es nichts tun sollte was es verletzen könnte. Weil er fand, dass das Kaninchen das freundlichste von den drei Tieren war, nahm er es mit zu sich auf den Mond.”

Okumura schreibt, dass er sich als junger buddhistischer Mönch oft wie dieses Kaninchen fühlte. Er wurde mit 21 Jahren ordiniert und fing an, von den Spenden anderer Leute zu leben. Er sagt er entwickelte deswegen niemals Fähigkeiten die es ihm ermöglichen würden, einer normalen Arbeit nachzugehen. Er fühlte sich oft schuldig, Spenden von Leuten zu bekommen, die „echte Arbeit“ verrichteten, ohne ihnen etwas zurückgeben zu können. Alles was er anzubieten hatte, war seine Praxis. Er sagt: „Ich versuchte, Zazen zu üben, als ob ich meinen Körper und Geist allen Buddhas anbieten würde.“ Und natürlich meint er mit „allen Buddhas“ jeden Menschen.

In New York City mögen es die Leute zu hupen. Es ist nicht so schlimm wie in Kairo oder Jerusalem weil du hier für unnötiges Hupen tatsächlich ein Bußgeld zahlen musst, wenn du erwischt wirst. Obwohl ich bezweifle, dass überhaupt jemand jemals dafür bestraft wird.. Wie dem auch sei, immer wenn ich irgendein Arschloch ohne vernünftigen Grund hupen höre*, erinnere ich mich, dass ich meine Praxis für ihn tue. Ich trainiere mich selbst, besser in der Lage zu sein zum Stress und zur Frustration nichts beizutragen, die Typen wie ihn dazu bringen, seine Wut an andere auszulassen. Jedes kleine Bisschen hilft.

ERSTE E-MAIL-FRAGE FÜR HEUTE:

Ein großartiger Freund von mir tippt diese Frage für mich weil ich jetzt gerade im Gefängnis bin. In deinem Buch „Sit ‚Down and Shut up [Hinsetzen, Klappe halten]“ sagst du, dass Dogen sagte Buddhismus nicht ohne Lehrer zu studieren. Aber was ist wenn du an einem Ort bist, wo es keinen Lehrer gibt? Ich habe alle deine Bücher mehr als ein Mal gelesen. Ich habe Bücher gelesen von Gudo Nishijima, Dogen etc. Ich nehme mir täglich Zeit für Zazen. Was noch kann (oder sollte) ich tun? Gibt es einen Weg, Buddhismus ohne Lehrer zu studieren?

MEINE ANTWORT:

Ich bekomme viele Fragen in der Art “Wie kann ich Buddhismus studieren wenn ich so weit von einem Lehrer weg bin, ich Ärmster?”. Und ich bin nicht schrecklich mitfühlend weil ich es geschafft habe, einen Lehrer in Kent, Ohio im Jahr 1983 zu finden, eine Zeit und ein Ort wo niemand hätte da sein sollen um mir Zen zu lehren. Ich weiß von hervorragenden Lehrern in so abgelegenen Orten wie Cedar Rapids, Iowa und Helsinki, Finnland. Es gibt unglaubliche Lehrer an jeder Ecke wenn du nur mal nachsiehst. Viele Leute die diese Frage stellen sind entweder zu faul sich umzusehen oder zu pingelig damit einen Lehrer zu finden der genau ihrem vorgefertigten Bild entspricht. Hätte ich auf einen Lehrer gewartet der zu meinen Idealen eines Lehrers passt, hätte ich niemals bei Tim McCarthy oder Gudo Nishijima gelernt.

Aber manche Leute, wie der Typ der mir geschrieben hat, sind wirklich in einer Lage, in der einfach kein Lehrer zur Verfügung steht. Zu denen sage ich, sie sollen einfach ihre Praxis fortsetzen. Es gibt Augenblicke in der Praxis, an denen du wirklich die Meinung eines anderen brauchst. Als Beispiel was passieren kann wenn man versucht, sich Meditation selbst beizubringen, erzähle ich oft die Geschichte von Shoko Asahara, dem Arschgesicht der meinte er sei erleuchtet und dass das bedeutete, es sei OK der Apokalypse vorzugreifen, indem man Tokios U-Bahn mit Giftgas vollpumpt.

Das ist ein sehr extremer Fall. Du wirst so was wahrscheinlich nicht tun. Hoffe ich. Höchstwahrscheinlich wird dein Zazen irgendwie langweilig und vielleicht etwas verwirrend sein. Du könntest manchmal das Gefühl haben, aufgeben zu wollen. Aber du wirst schon in Ordnung sein. Warte ein Bisschen und du wirst dich in der Nähe eines Lehrers wieder finden just in dem Moment wenn du das wirklich brauchst. Ich glaube wirklich an das alte Klischee „wenn der Schüler bereit ist, erscheint der Lehrer“.

Typen die versuchen das Problem von Schülern zu lösen, die meinen sie brauchen JETZT SOFORT einen Lehrer, indem sie zu leicht verfügbar sind, tun wahrscheinlich niemandem einen Gefallen. Die Schwierigkeit die damit verbunden ist einen Lehrer zu finden ist oft Teil des Prozesses der dafür sorgt, dass du bereit bist wenn du endlich einen findest.

Was die Sachen angeht was du außer Zazen und Lesen tun kannst... Ich weiß es nicht. Das ist alles was ich wirklich für meine Praxis getan habe außer mit meinen Lehrern zu sprechen. Joshu Sasaki sagt, man soll viele gute Bücher lesen. Ich habe diesen Rat schon immer gemocht. Ich habe meine eigene Webseite gemacht über Zenbücher von denen ich glaube, dass sie kein Mist sind.

ZWEITE E-MAIL-FRAGE:

Ich habe dein hervorragendes Buch Sit Down and Shut Up gelesen und habe eine Frage zum Kapitel „Proper Posture Required [Richtige Haltung erforderlich]“. Es wird aus der Art, in der das Kapitel geschrieben ist nicht klar, inwieweit Zazen deiner Ansicht nach in anderen Haltungen möglich ist. Wenngleich ich gelernt habe, dass die Haltung sehr wichtig ist, habe ich auch gelernt, dass es möglich ist Zazen zu praktizieren indem man auf einem Bänkchen kniet, auf einem Stuhl sitzt, im Laufen oder sogar im Liegen, so lange der Übende der Körperhaltung genug Aufmerksamkeit widmet. Momentan habe ich noch nicht die Dehnbarkeit, in der hochangesehenen Lotushaltung zu üben, also benutze ich ein Meditationsbänkchen. Denkst du meine Meditationspraxis ist kompletter Mist deswegen? Weil – ich glaube nicht! Jedoch habe ich gerade keine richtige Sangha, zu der ich gehen und Fragen stellen könnte.

MEINE ANTWORT:

Wie ich schon oft sagte, die Haltung im Zazen ist nicht beliebig. Sie ist Teil der Praxis. Kein richtiger Yogalehrer würde eine normale, gesunde Person in einem Stuhl sitzen und sich leicht vorbeugen lassen, um ihnen dann zu sagen sie hätten die Position „Nach unten schauender Hund“ eingenommen gerade so wie alle anderen im Kurs. Aber wenn dieser Yogalehrer sieht dass leicht vorgebeugt auf einem Stuhl sitzen die beste Annäherung an die Haltung „Nach unten schauender Hund“ ist, würde er sein Bestes tun um dieser Person dabei zu helfen, eines Tages mit ein wenig Übung die richtige Haltung einnehmen zu können.

Ich finde Zenlehrer tun ihren Schülern keinen großen Gefallen , wenn sie ihnen erzählen, dass auf Stühlen oder Bänken sitzen oder gar auf dem Boden liegen dasselbe sei wie mit gekreuzten Beinen auf einem Kissen zu sitzen. Ja ICH WEIß, dass die volle Lotusposition die Hölle ist. DU MUSST NICHT DIE VOLLE LOTUS POSITION EINNEHMEN! Ich weiß nicht warum jedes mal wenn ich irgend etwas zur richtigen Haltung sage eine Million Kommentatoren sofort annehmen ich meine damit die volle Lotusposition und darüber einen hochroten Kopf bekommen und wütend werden.

Aber außer du kannst wirklich, ehrlich, ohne Scheiß, absolut nicht auf die eine oder andere Art und Weise kreuzbeinig auf einem Kissen Sitzen dann musst du wirklich kreuzbeinig auf einem Kissen sitzen um Zazen korrekt zu praktizieren. Hier beschreibt Gudo Nishijima wie man es macht.

Deine Meditationsübung ist NICHT komplett am Arsch, weil du sie auf einem Bänkchen ausübst. Muss ich das noch mal sagen? Vielleicht schon, weil so viele Leute es scheinbar verpassen wenn ich solche Aussagen mache. Also hier noch mal:

Deine Meditationsübung ist NICHT komplett am Arsch, weil du sie auf einem Bänkchen ausübst.

Diese Kniebänkchen kommen einer brauchbaren Zazen Haltung einigermaßen nahe. Aber es ist trotzdem nicht das Selbe. Ich würde weiterhin an meiner Gelenkigkeit arbeiten. Probiere ein paar Yoga stunden. Sie tun dir gut! Du könntest da sogar ein paar süße Leute kennenlernen! Dann, nach einer Weile, kannst du das Bänkchen weg tun bis zu der Zeit wenn du alt und arthritisch bist und die Haltung nicht mehr hinkriegst. Dann wenn du das Bänkchen wirklich brauchst hol es wieder raus und benutze es.


* Und ich meine wirklich “Arschlöcher die ohne vernünftigen Grund hupen”. Ich bin hier mal in den 1,7 Sekunden die es braucht um das Auto vom Leerlauf in den ersten Gang zu schalten angehupt worden. Ich habe auch gehört wie ein anderer angehupt wurde weil er versagt hatte mich zu überfahren, als ich die Straße vor einem Auto überquerte der vor ihm fuhr (ich hatte übrigens grün auf der Fußgängerampel, als ob das überhaupt irgend ein Unterschied machen würde).


Donnerstag, 9. Dezember 2010

Der Tod wieder mal


Sonntag, 28. November 2010

Eric fragt:

Obwohl Du in all deinen Büchern vom Tod gesprochen hast kann ich mich nur erinnern, dass du einmal die Furcht vorm Tod erwähnt hast um letztendlich zu sagen: Der Buddhismus kann nichts gegen unsere Angst vorm Tod tun. Und wäre unser Leben nicht irgendwie Scheiße ohne sie? Ich widerspreche dem. Wenn ich den Rest meines Lebens ohne diese markerschütternde Angst vor Nicht-Existenz verbringen könnte, wäre ich VIEL glücklicher. Als ich das gelesen habe nahm ich an, dass du dich auf die evolutionäre uns innewohnende biologische Angst beziehst, die die meisten von uns davor bewahrt so Sachen wie Russisch Roulette mit einem vollen Magazin zu spielen oder Rohrreiniger-Trink-Wettbewerbe mit den Kumpels zu veranstalten. Wenn es das ist was du meinst, bin ich voll deiner Meinung. Aber was ist mit der wesentlich existentielleren Angst – oder Übelkeit im Sinne Sartres – die aufkommt bei dem Gedanken an den eigenen Tod. Wenn ich mich ernsthaft mit der Tatsache konfrontiere, dass mein Bewusstsein in ein paar wenigen Jahrzehnten – im Höchstfall sechs oder sieben – ausgelöscht sein wird, reicht das um mich 1) vom Schlafen abzuhalten und 2) mich wirklich depressiv zu machen. Nun weiß ich, dass der Buddhismus sagt, dass wir dauernd sterben. Ich weiß, dass es kein essentielles Selbst gibt das über die Jahre eines Lebens hinweg eine stetige Einheit darstellt. Dennoch ist es verdammt erschreckend über das Nichts zu sinnieren. Also, schafft Zazen hier Abhilfe? Wenn es das tut, toll. Aber wenn es das nicht tut, warum sollte man lieber Zazen praktizieren als sich selbst mit Videospielen, wildem Sex und Alk auszulöschen. Oder was auch immer. Zu behaupten, dass die Übung ihr eigener Gewinn sei ist ja ganz fein und nett, aber wo ist der Sinn wenn sie uns weiterhin vor Schrecken und Traurigkeit angesichts der Allgegenwärtigkeit des Todes erbleichen lässt?”


Brad sagt:

Zazen wird dich nicht von deiner Angst vorm Tod befreien. Oder vielleicht doch. Aber Alk, wilder Sex und Videospiele werden es nicht. Wenigstens nicht so weit ich gehört habe. Obwohl ich nie wirklich Videospiele gespielt habe und ich es nicht mag betrunken* zu sein. Was wilden Sex angeht überlasse ich das den anderen Bloggern darüber zu spekulieren.

Aber ich mutmaße du meinst mehr allgemeine Ablenkung die dir behilflich ist, ernsthafte Sachen zu vergessen. Also sind das in meinem Fall eher Gamera-Filme, Pad Thai und... äh... wilder Sex (als ob...). Und Du fragst dich ob Zenpraxis deine Angst vorm Tod auf eine Weise endgültig auslöschen wird wie es solche zeitweiligen Lösungen nicht tun.

Ich kann dir nicht sagen was es für dich tun wird. Ich werde keine Garantien oder gar Versprechen geben. Ich kann nur sagen wie es für mich funktioniert hat.

Wie du fand ich, dass ich vom Tod entsetzt war. Als ich ein Teenager war realisierte ich, dass es in meiner Familie eine schreckliche Erbkrankheit gab die oft Menschen verkrüppelte und/oder tötete bevor sie das Alter erreichten das ich jetzt habe. Ich dachte ich hätte nicht lange zu leben und hab mir vor Angst in die Hosen gemacht.

Aber aus welchen Gründen auch immer habe ich meine Suche nicht so gestaltet wie es die meisten Menschen tun. Ich habe nicht nach einer Flucht vorm Leben gesucht. Als ich mich mit Religion befasst habe ging es nur um Flucht. Sie boten Möglichkeiten von denen sie sagten man könne von diesem Leben zu einem Leben im Himmel oder Krishna Loka oder an vielfältigen anderen Orten entkommen. Sie leugneten den Tod nicht. Sie waren besessen vom Tod. Aber sie leugneten das Leben. Was sie sagten klang für mich in etwa wie “tausche dein jetziges Leben für eine Chance auf etwas Wunderbares nach dem Tod”.

Sie ließen es so klingen als sei der Tausch vernünftig. Ich darf nur wenige Dekaden in dieser Welt leben. Aber das Leben danach, so sagten sie, sei für alle Ewigkeit. Also sollte ich jetzt ein fades, langweiliges, eingeschränktes Weißbrot und Butter-Leben fristen in der Hoffnung auf eine wirklich super fantastische Zukunft im Leben danach welches für immer andauern würde.

Das Problem war, ich konnte dem Leben nach dem Tod kein Glauben schenken. Die Beweise für dessen Existenz waren überhaupt nicht überzeugend.

Aber ich wusste ich lebe dieses Leben. Also ging mein Streben darum wie ich dieses Leben besser machen könnte. Es hat den Anschein, dass die meisten Menschen die danach suchen dieses Leben zu verbessern, sich auf die Jagd nach hedonistischer Vergnügung begeben. Drogen, Sex, Geld, materielle Dinge... diese scheinen wie der Weg zu weltlicher Glückseligkeit ohne Berücksichtigung irgendeines Glaubens an einem Leben nach dem Tod.

Dieses funktionierte für mich aus den weitestgehend selben Gründen ebenfalls nicht. Es gibt nicht sehr viele Beweise, dass Geld, Macht, Sex und dergleichen mehr wirklich zur Zufriedenheit führen. Ich war mir sehr wohl bewusst, dass es im exzessiven Leben solcher Leute wie Elvis Presley oder Howard Hughes alles gab was sie sich wünschen konnten und trotzdem waren sie unglücklich. Später kam Kurt Cobain der genau das tat von dem ich hoffte ich könnte es tun, nämlich eine beschissen bezahlte Karriere als Indie-Rocker in eine des super-berühmt-Seins zu verwandeln. Was hat es ihm gebracht? Dann begann ich in der Filmindustrie zu arbeiten und regelmäßig mit berühmten Leuten zu verkehren die absolut vollgestopft waren mit Kohle und ich sah, dass sie genauso unglücklich waren wie jeder andere auch.

Die Zenpraxis drehte sich um dieses Leben und wie man es besser machen konnte. Sie bot keine Zauberlösungen, was mich ansprach, denn ich glaubte eh nicht an die. Sie beschäftigte sich nicht mit Fragen des Jenseits, was großartig war, denn auch daran glaubte ich nicht. Sie verlangte ein angemessenes Maß an Entbehrung, aber nicht weil man Entbehrungen heute für eine Zukunft der Wunder im Paradies eintauschte. Sie empfahl ein gewisses Maß an Entbehrung weil es heißt, dass hinter Geld, Ruhm, Sex, materielle Güter und Macht her zu jagen nur unnötigen Stress ins Leben brächte, und es sich nicht auszahlen würde wenn du diese Dinge erlangst. Ich wusste, dass das wahr ist. Ich konnte es an mir selbst sehen.

Aber was ist nun mit der Angst vorm Tod. Was mit der Angst vor der zukünftigen Auslöschung?

Ich habe durch die Übung gelernt diese Angst besser zu verstehen. Ich begann zu sehen, dass die Wurzel dieser Angst eine Projektion meiner selbst in eine imaginäre Zukunft ist. Ich begann zu erkennen, dass es eine Angst vor Dingen ist, die genau Hier und Jetzt nicht real sind.

Das lindert die Angst vorm Tod nicht unbedingt. Wenn ich an die Möglichkeit des für- immer-Verschwindens von Brad Warner denke, gefällt mir das nicht wirklich. Aber ich verstehe auch, dass diese Angst komplett unvernünftig ist.

Was ich jetzt sagen werde mag wie Mystizismus klingen, aber nichtsdestotrotz. Wenn man einmal beginnt diesen Moment für das zu nehmen was es in diesem Moment wirklich ist, beginnt man zu verstehen, dass man niemals wirklich ausgelöscht werden kann in dem Sinne wie man es sich vorher vorgestellt hat. Was ich für „Brad Warner” halte ist ein Konstrukt meines Denkens. Es ist nicht real. Dennoch gibt es ein reales Etwas das auf eine mentale Konstruktion dessen was ich “Brad Warner” nenne basiert. Dieses Etwas kann nicht wirklich sterben da es nie wirklich geboren wurde. Jedenfalls nicht in dem Sinne wie wir für gewöhnlich meinen, dass Dinge geboren werden und sterben. Ja, Brad Warner wurde geboren und ja, Brad Warner wird sterben. Und dennoch ist er nicht nur ein individuelles Wesen. Er ist ebenfalls eine temporäre Erscheinung von Etwas so Unermesslichem und Unerkennbarem, dass es weder Anfang noch Ende hat.

Schräger Scheiss, was? Entschuldigung dafür.

Also gut. Ich habe immer noch Angst vorm Tod. Aber nicht sehr viel.

Ich vergaß ob es Shunryu Suzuki oder Dainan Katagiri war, aber beide starben an Krebs. Der eine oder andere von denen sagte gegen Ende seines Lebens “Ich will nicht sterben.”.

Ich habe gehört, dass diese Aussage einige ihrer Anhänger ausflippen ließ. Es implizierte, dass entweder a) ein erleuchteter Meister trotzdem Angst vorm Tod hat oder b) der Meister nicht wirklich erleuchtet war, weil ein erleuchteter Meister unmöglich Angst vorm Tod haben kann. Keine dieser Möglichkeiten war besonders attraktiv für diejenigen die ihr Vertrauen in diesen Meister gesetzt hatten, von dem sie dachten er sei erleuchtet und dem gemäß im Stande sie von ihrer Angst vorm Tod zu erlösen.

Aber ich glaube nicht, dass die Aussage eine Angst vorm Tod impliziert. Es impliziert lediglich, dass der Lehrer gerne länger gelebt hätte. Das ist nicht wirklich dasselbe. Und selbst wenn es bedeutet er hatte Angst vorm Tod, was ist so schlimm daran? Ich habe Angst vor Zahnarztterminen. Aber, dass bedeutet nicht, dass ich Angst habe danach nicht mehr zu existieren.

Ich habe früher auf Grund der Angst vorm Tod unter Schlaflosigkeit gelitten. Es hat mich unendlich genervt. Heutzutage ist es ungefähr so erschreckend wie, sagen wir mal, die Vorstellung einer Wurzelbehandlung. Es ist nichts was ich durchmachen möchte, aber es kostet mich keine schlaflosen Nächte.

Du musst allerdings verstehen, dass welches Maß auch immer ich erreicht haben mag um meine Furcht vorm Tod zu überwinden, ich den Jahren oftmals schwieriger Praxis schulde. Man überwindet nicht seine Furcht vor dem Tod in dem man einfach entscheidet keine Angst vorm Tod mehr zu haben. Es ist nicht so einfach. Wenn es das wäre, würde es jeder tun.


* Bin ich die einzige Person auf dieser Welt die betrunken sein als ein höchst unangenehmes Gefühl empfindet? Ich habe nichts gegen die Wirkung von einem Glas Wein oder Bier, aber wirklich betrunken zu sein fühlt sich für mich grauenhaft an, etwa wie krank sein.

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Frohes Erntedank Amerika und Zen, das nicht Zen genannt wird


Mittwoch, 24. November 2010


Zuerst: Das Suicide Girls Radio-Interview das ich gemacht habe ist jetzt online. Hör es dir an, indem du hierhin gehst:

http://blip.tv/file/4402557

Ich finde es wird mit zunehmender Dauer besser, also springt ruhig ein bisschen nach hinten.

Als Nächstes: Mein guter Freund Marrrrrrkus aus Finnland (der Heimat des leckeren Pippari) erzählte mir von ein paar Artikeln über mich, die ich vorher noch nicht gesehen hatte:

The Brad Warner Paradox [Das Brad Warner-Paradoxon]

Brad Warner Vs. the Dalai Lama[Brad Warner gegen den Dalai Lama]

Ich weiß nicht mal was “Brad Warner gegen den Dalai Lama” überhaupt mit mir zu tun hat, vom Eingangszitat mal abgesehen. Es ist größtenteils eine Diskussion über Gott.

Dann gibt es eine schöne Rezension meines Buches im Elephant Journal. Das neue Buch ist natürlich Sex, Sin, and Zen: A Buddhist Exploration of Sex from Celibacy to Polyamory and Everything in Between. Es verkauft sich wie geschnitten Brot hier in New York City. Ich wünschte es würde sich verkaufen wie Bücher…

Morgen ist also Thanksgiving und meine Schwester ist unterwegs nach New York City, damit wir uns die Macy’s Parade ansehen können. Huch! Das ist mein zweites Thanksgiving dieses Jahr, weil ich letzten Monat in Kanada war, als sie es dort feierten. Ich glaube da oben fügen sie dem Wort „Thanksgiving“ ein „u“ hinzu, aber ich bin mir nicht sicher.

Ein Typ fragte mich neulich nach dem was er die “Microsoft-isierung” von Zen nannte. Ich bin nicht ganz sicher warum er diesen Begriff benutzte. Er meinte die Art und Weise, in der Leute da draußen Produkte verhökern die im Kern Zen sind, aber sie nennen es nicht „Zen“. Sie vermeiden es sorgfältig, Wörter wie „Buddhismus“ oder „Dharma“ zu benutzen, obwohl sie den größten Teil ihrer Masche aus Zenbüchern haben. Manchmal direkt aus meinen Zenbüchern.

Ich habe das auch bemerkt und es stört mich. Ich bin mir dessen voll bewusst, dass der Gebrauch von Wörtern wie „Zen“, „Buddhismus“ oder „Dharma“ dein potentielles Publikum um wenigstens die Hälfte reduzieren wird. Scheiße, wenn ich auf diesen Seiten hier nur die kleinste Erwähnung Dogens bringe, bekomme ich ein halbes Dutzend Kommentare ich würde nur den „Dogen-Kult“ verbreiten, anstatt „echtem Buddhismus“. Ich werde versuchen, dieses Thema ein anderes Mal anzusprechen.

Aber all diese Typen da draußen die Zen verhökern, es aber nicht Zen nennen, warum sollte mich das stören? Es stört mich weil sie einen glauben lassen wollen, du könntest dich einfach entscheiden, „mehr im Moment“ zu leben und schon passiert es. Oder sie bieten eine neue Wundermethode an, die dich „schnell, einfach und effektiv“ dorthin bringt (die wortwörtlich Behauptung einer solchen Methode die mir gerade eben untergekommen ist). Diese Methoden funktionieren natürlich nicht. Obwohl sie vielleicht ein paar kurzfristige Kitzel bringen könnten.

Es ist so, als würdest du eines Morgens aufwachen und feststellen, dass du fett bist. Nicht nur du. Dir wird klar dass deine ganze Gesellschaft fast nur aus Leuten besteht, die mindestens 100 Kilo Übergewicht haben und dass jede Dienstleistung, jede Unterhaltung, jeder Beruf usw. in der ganzen Gesellschaft nur dazu da ist, fette Leute noch fetter zu machen. Du könntest dich in einer solchen Gesellschaft nicht einfach entscheiden, nicht fett zu sein. Du müsstest eine Menge Zeit, Beharrlichkeit und Energie aufbringen, nur um herauszufinden, wie man abnehmen kann. Deine Sinne könnten von deiner Umwelt so abgestumpft sein, dass du nicht fähig wärst, jemanden mit einem gesunden Gewicht zu erkennen. Deine Freunde würden eine solche Person als schwer krank bezeichnen.

Methoden von der Sorte Big Mind® erscheinen mir wie die Nur-Kuchen-Diät dieser fiktiven Gesellschaft. Irgendein schwabbeliger Typ erzählt dir, der beste Weg ein gesundes Gewicht zu erreichen ist der, so viel Kuchen zu essen wie nur möglich, weil alles was du wirklich willst nicht 100 Kilo Übergewicht sind, sondern 150 oder 200 Kilo mehr zu wiegen als jetzt.

Wie dem auch sei, ja, diese ganze Idee, von Zen zu klauen, ohne es richtig zu verstehen und die Quelle deiner Inspiration dann zu verstecken, weil es möglicherweise zahlende Kunden abschreckt ärgert mich. Und ich gebe es zu, einer der Gründe ist, dass ich es nicht selbst tun kann und deswegen viel weniger Geld machen kann als die Leute die es tun. Es würde sich viel zu unaufrichtig anfühlen. Welche unbedeutenden Einsichten auch immer ich habe, diese habe ich durch Zenpraxis erlangt. Wenn ich das abstritte, würde ich bescheißen.

Wie auch immer, viele Leute denken ich habe überhaupt keine Einsichten. Ich habe gestern eine Mail bekommen in der stand „Du bist ein Egoist und hast keine Weisheit zu bieten!“ Oh, danke. Das ist lieb.

OK. Also was auch immer.

Hab ein frohes Erntedankfest, Amerika! Ich sehe dich bei der Parade!