Dienstag, 2. November 2010

T-Shirts und weitere Fragen

Sonntag, 24. Oktober 2010

Erst einmal, für diejenigen unter euch die nach T-Shirts gefragt haben: Ich habe mich entschlossen eine Firma namens Red Bubble auszuprobieren und zu gucken wie das läuft. JAWOHL, ihr könnt jetzt mit einem Klick auf diesen Link T-Shirts und Hoodies bestellen! Juhu!

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ERSTE FRAGE FÜR HEUTE:

Ich möchte dich etwas zur Motivation meine Zazen-Praxis fortzusetzen fragen.

Ich sitze seit ungefähr 5 Jahre fast täglich Zazen und habe in letzter Zeit das Gefühl, dass es sehr einfach geworden ist. Witzigerweise ist es so, dass je einfacher es wurde desto schwieriger ließen sich Gründe finden meine Übung fortzusetzen. Ich meine am Anfang war es irgendwie cool wenn ich es geschafft hatte 20 Minuten die Wand anstarrend zu sitzen, aber nun finde ich es schwierig einen Beweggrund zu finden weiterzumachen. Ich habe mich nur gewundert ob du etwas Schlaues zu diesem Thema zu sagen hättest.

MEINE ANTWORT:

Diese ist eine der Fragen die ich mehr als alle anderen gestellt bekomme. Wie beginnt man mit der Zen-Praxis? Wie bleibe ich dran?

Für gewöhnlich endet es damit, dass die Fragenden nach Motivation suchen. Aber ich frage mich ob Motivation wirklich das ist was wir brauchen.

Der erklärte Zweck eines Dharmavortrages ist üblicherweise Ermunterung. Der Vortrag soll die Hörer mit der Motivation versorgen weiterzumachen mit dieser oftmals schwierigen und scheinbar fruchtlosen Übung. Wenn diese Dharmavorträge dann öfters – so wie meine es oft tun – Phrasen wie Kodo Sawakis berüchtigtes “Zazen ist für nichts gut!” beinhalten, dann bekommt man oft den Eindruck sie würden ihren Zweck verfehlen. Warum sollten wir mit etwas weitermachen wenn es für nichts gut ist?

Die einzige Art und Weise wie ich diese Frage beantworten kann, ist zu probieren rauszukriegen warum ich damit weiter mache. Ich nehme an, dass ich hierfür ein guter Testfall bin, denn ich habe diese sinnlose Übung über gut und gerne zwanzig Jahre durchgehalten und habe keine Absicht damit aufzuhören. Dennoch wundere ich mich des Öfteren darüber warum ich es tue, selbst während ich da auf einem zusammengerollten Handtuch mit dem Gesicht zur Wand irgendeines Hotelzimmers mitten in einem fremden Land sitze, während Sirenen draußen plärren oder Gebetsrufe aus der örtlichen Moschee meine Trommelfelle zerfetzen, nach frühem Aufwachen und dem Verschiebem des Frühstücks, nur um diesen Kram tun zu können.

Doch selbst während ich mich darüber wundere warum ich es tue, mache ich einfach weiter. Selbst wissend, dass es für nichts gut ist, sitze ich weiter. Bin ich ein Idiot? Vielleicht. Und womöglich ist es genau das was es braucht.

Ich habe mal Zazen gemacht weil ich eine Erleuchtungserfahrung haben wollte. Schlicht und einfach. Ich habe nicht mit dieser Motivation begonnen, aber ziemlich bald nach dem ich mit Zazen angefangen hatte las ich Philip Kapleaus Drei Pfeiler des Zen mit seinen umwerfenden Beschreibungen von echten Erleuchtungserfahrungen und so was wollte ich auch. Es zeigte sich, dass dies eine miserable Motivation ist weil es einfach nicht passierte. Und so gab ich es auf.

Erst als ich mit Zazen aufhörte entdeckte ich die einzige Form von Motivation die wirklich je funktionierte. Ganz einfach, ich fühlte mich scheiße wenn ich mit dem Zazen aufhörte. Die ersten paar Mal als ich mit der Übung aufhörte habe ich nicht wirklich verstanden warum ich mich so beschissen fühlte. Dann als ich wieder anfing, wurde alles ein wenig besser. Es war keine gewaltige Verbesserung. Aber es war besser als wenn ich es nicht machte. Also kehrte ich zur Übung zurück.

Ich habe dies öfter gesagt als ich es zählen kann und bin mir sicher, dass es in der einen oder anderen Form in den meisten meiner Bücher steht. Und ich weiß, dass es auch schon einige Male in diesem Blog stand. Doch die Leute fragen mich immer noch nach Motivation...

Ich kann ein paar Sachen sagen die vielleicht helfen. Das Eine ist, es wird besser. Es sind wirklich Momente der Einsicht und Transzendenz zu haben. Du kannst durch einigen Müll durchbrechen, der dich bisher zurückgehalten hat. Vielleicht hast du sogar eine dieser so genannten “Erleuchtungserfahrungen”.

Ich bestehe nicht darauf, dass diese Dinge nicht passieren. Sie tun es. Und sie haben einen gewissen Wert. Sicher. Doch wie ich sagte, Erleuchtung ist für Weicheier. Es ist nicht der Sinn der Praxis. Es ist nicht das Ziel.

Letztendlich müssen wir uns alle unsere eigene Motivation liefern. Was mich motiviert mag für dich nicht funktionieren. Hoffentlich wird dies dir helfen deine eigene zu finden.


FRAGE #2:

Du bemerkst, dass du deinen Geist auf nichts Bestimmtes fokussierst, du lässt deine Aufmerktsamkeit dahin gehen wo sie hin geht, aber du achtest darauf, dass deine Haltung korrekt ist.

Es ist meine Erfahrung, dass jeder Lehrer die Haltung beim Zazen leicht unterschiedlich lehrt. Die Handrücken ruhen auf den Oberschenkeln, die Hände so, dass die kleinen Finger auf dem Bauch knapp unterhalb des Nabels ruhen, wäre ein Beispiel.

Aber nun kommt die richtige Frage: Wenn Zazen “aufsteht und umhergeht” wie Kobun Chino Otogawa behauptet dass es das gelegentlich tut, wie stellst du sicher das die Haltung korrekt ist?

ANTWORT #2:

Dies werde ich ebenfalls häufig gefragt. Eine beliebte Variation ist: Wie bewahre ich den Zazen-Geist wenn ich nicht auf dem Kissen sitze? Und wieder kann ich nur aus meiner eigenen Erfahrung antworten.

Ich habe früher an solchen Sachen gearbeitet. Als ich anfing zu sitzen hatte ich einen Teilzeitjob als Briefträger. Wenn ich meine Routen ging achtete ich also auf die Gefühlsempfindungen, darauf, dass ich meinen Rücken gerade hielt und meine Brust öffnete während ich ging und auf die Farbe des Himmels und die Geräusche um mich herum. Solche Sachen. Ich las davon in einem Buch, glaube ich. Wahrscheinlich kein Zen-Buch.

Heutzutage mache ich das nicht wirklich. Beziehungsweise mache ich das nicht bewusst. Vielleicht habe ich das verinnerlicht und zur Gewohnheit gemacht. Ich weiß es nicht.

Ab einem gewissen Punkt, vielleicht nach einem Jahrzehnt oder so der Übung bemerkte ich etwas Sonderbares. Farben waren intensiver geworden, Klänge schärfer, mein Sehen irgendwie klarer, meine Sinne irgendwie erweitert. Es war als wurde ein großer Schleier schwarzer Gaze [sehr feinmaschiges Gewebe] der meinen ganzen Körper umwickelte entfernt und ich könnte nun die Dinge direkter sehen und erfahren. Das einzige andere Mal, dass ich so etwas Ähnliches gefühlt habe war als ich auf LSD war.

Was hatte das passieren lassen? Ich weiß es nicht. Über zehn Jahre Zazen jeden Morgen und Abend sowie massenhaft mehrtägige Zen-Retreats hatten sicherlich irgendwas damit zu tun. Aber es war nicht so das ich mich zu dieser Erfahrung angetrieben hätte.

Heutzutage fühle ich mich nicht richtig wenn ich mich in einen Sessel oder ein Sofa versinken lasse. Vor ein paar Jahren habe ich mein Sofa im Wohnzimmer (als ich ein Wohnzimmer hatte, welch Luxus!) abgeschafft weil ich es nicht mehr ertragen konnte darauf zu sitzen. Ich konnte mich auf nichts konzentrieren. Ich tauschte das Sofa gegen ein paar Kissen auf dem Fußboden.

Gerade jetzt sitze ich in einem Coffee Shop (Shaika, auf Sherbrooke in Montreals NDG Bezirk) und ich lehne mich nicht an den Stuhl weil wenn ich das tue fühlt es sich zu lasch und unkonzentriert an. Wenn ich Auto fahre stelle ich mir die Lehne des Sitzes fast ganz senkrecht, sonst fühle ich mich so als wäre ich nur halb wach.

Also wie bewahrt man sich den Zengeist während man etwas anderes macht? Genauso wie wenn du Zazen selbst machst, wenn du merkst, dass du wegdriftest kehre zurück zur richtigen Haltung. Wenn du merkst, dass du schon wieder wegdriftest, mache es wieder. Nach einer Weile wird dies zu einer neuen Gewohnheit und du wirst nicht mehr viel darüber nachdenken müssen.

In seinem Kommentar zum Herz-Sutra sagte Dogen: „Es gibt vier Fälle von Prajna die sich täglich ereignen; Gehen, Stehen, Sitzen und Liegen.” Prajna ist intuitive Weisheit. Also war für Dogen das ganze Leben Weisheit, alles war Zazen. Ob wir das bemerken oder nicht ist nicht so wichtig.

Gut? Gut.


Jetzt gehe ich was Anderes machen!

Schicke deine Fragen an: askbradwarner@hotmail.com

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