Mittwoch, 18. April 2007

Soto ist gut

Meine Freundin Tonen O´Connor vom Milwaukee Zen Center hat an einigen meiner Kommentare über die Schule des Soto-Zen in einem früheren Beitrag Anstoß genommen. Deswegen dachte ich, das ganze nunmehr etwas klarzustellen. Ich liebe die Soto-Schule. Einige meiner besten Freunde sind Teil der Soto-Schule.

In allem Ernst – auch als Witzbold – : Ich habe wirklich keine großen Probleme mit der Soto-Schule. Beide meine Lehrer waren (sind) Sototypen. Tonen ist Teil von Soto. Die meisten Orte an denen ich Reden halte sind irgendwie mit Soto verbunden. Wenn Du den Buddhismus studieren willst, ist es meiner Meinung nach immer noch am Besten einem Lehrer der Soto-Linie zu folgen.

Darüber hinaus gibt es auch eine riesige Organisation in Japan, die sich Soto-shu nennt. Wie Du im oben verlinkten Wikipediaeintrag nachlesen kannst, gibt es 14700 Soto-Tempel mit 7 Millionen Anhängern. Es ist ´ne ziemlich große Maschine. Ich habe sehr wenig mit dieser Maschinerie zu tun, obwohl auch ich eine Mitgliedskarte mit mir ´rumschleppe. Der Lehrer meines ersten Lehrers, Kobun Chino, trat aus ihr aus, glaube ich, obwohl sein eigener Bruder eine zeitlang der Kopf der Organisation war. (Ich bin mir mit Kobun´s Austritt nicht ganz sicher, falls es jemand wirklich genau weiss: Sagt mir Bescheid!) Mein Lehrer Gudo Nishijima wurde vom damals amtierenden Vorsitzenden der Soto-shu (allerdings nicht Kobun´s Bruder) ordiniert, neigt aber immer noch dazu, jegliche Verwicklung mit der Organisation zu meiden. Große Organisationen sind alle ziemlich gleich. Augenscheinlich sind einige schlimmer als andere, und die Soto-shu tut viel mehr Gutes als Schlechtes. Aber, wie alle großen Organisationen, neigt sie dazu, wie eine gigantische Maschine zu funktionieren. Ich hab´s nicht so wirklich mit Bürokratie…

Ich verfolge das „rein & raus“, „wer ist wer“ und „was ist was“ in der Sotoorganisation nicht wirklich. Deswegen kommen die meisten meiner Informationen aus denselben Quellen im Internet, auf die auch jeder andere Zugriff hat. Wie bereits erwähnt, das meiste Zen auf das ich im Netz gestoßen bin, ist - ich wollte gerade „Müll“ sagen , aber ich habe mich gerade noch so davon abhalten können, sieh nur wie erwachsen ich bin! – sagen wir: ich bin einfach nicht daran interessiert. Es ist hauptsächlich jede Menge Krach und Verzerrung mit sehr wenig wirklicher Substanz. Aber ich glaube das liegt daran, dass die meisten guten Lehrer weniger Autoren sind. Warum sollten sie auch? Sie haben viel wichtigere Arbeit zu erledigen, als Zeugs in ihren Laptop zu hämmern und es ins virtuelle Netz zu schießen.

Wie auch immer: Ich wollte nur sicher stellen, dass niemand auf die Idee kommt zu glauben, ich würde alle Soto-Lehrer hassen. Obwohl ich mich manchmal frage, warum es überhaupt jemanden juckt, was ich denke.

Soto

Das ist ein Foto von mir auf der „Suicide Girls Party“ letzte Nacht. Kümmert es Dich wirklich, was so ein Typ darüber sagt, zu welchem buddhistischen Tempel Du gehen solltest? Es liegt nur bei Dir! Geh raus, hör Dir an, was die Lehrer bei Dir um die Ecke zu sagen haben, und entscheide selbst!

Mittwoch, 11. April 2007

U.G. Krishnamurti, die Soto Schule und coole Frisuren

ug033.jpg Ich war etwas erschüttert, als ich kürzlich vom Tod U.G. Krishnamurti erfahren habe. Ich kann nicht sagen, dass ich jemals ein wirklicher Anhänger war. Alles was ich kenne sind die kleinen Ton- und Videoschnipsel, die man so bei YouTube findet und die auch sonst gelegentlich mal im Internet auftauchen. Gut möglich, dass er irgendwelche wirklich dummen Dinge gesagt hat, von denen ich nichts weiss, also versteht das hier nicht als Bestätigung. OK?

Auf ihn bin ich auf die selbe Art und Weise gekommen, wie ich auf Robyn Hitchcock kam. Als ich psychedelische Alben unter dem Namen Dimentia 13 veröffentlichte, sagten Kritiker ich klänge wie Robyn Hitchcock beziehungsweise seine Band The Soft Boys. Von beiden hatte ich nie gehört, besorgte mir aber was von ihnen, und musste zugeben, das mein Zeug ein bisschen nach ihnen klang. Als ich als Buddhist online ging, meinten die Leute ich erinnere sie an U.G. Krishnamurti, von dem ich ebenfalls noch nie etwas gehört hatte. Also sah ich nach, und verstand den Grund für den Vergleich. Ich wurde nie solch ein Fan von U.G., wie ich es von Robyn Hitchcock bin. (Morgen Abend bin ich übrigens bei einer Show von ihm.) Aber ich mochte, was ich von seinem Werk hörte und las.

Meine einzige wirkliche Kritik an U.G. ist identisch mit jener an Jiddu Krishnamurti: Beide waren möglicherweise ein wenig zu intelligent, als es gut für sie selbst gewesen wäre. Oder besser: Als es gut für ihre Anhänger gewesen wäre. Beide Männer hatten offensichtlich eine Ahnung davon, was wahr und was einfach Müll ist. Beide haben den Wert jeglicher Organisation oder Methodik bestritten.

Im intellektuellen Sinne mag man geneigt sein zu sagen, dass alle Methodenlehren letztlich falsch sind. Offensichtlich können auch Menschen, die Jahrzente Zazen geübt haben, komplette Arschlöcher ohne irgendeine Ahnung von der Realität sein, und nichts sinnvolles zu sagen haben. Das geschieht, wenn Leute die Zeit auf ihrem Kissen dazu nutzen, immer tiefer in ihre eigenen Verblendungen abzutauchen, und wenn diese Täuschungen von schlechten Lehrern noch verstärkt werden. Gleichwohl bin ich überzeugt, dass solche Typen die Minderheit darstellen. Man kann sich also nicht, nicht einmal mit dem was man Zazen nennt, hinstellen, und behaupten: „Hier!Das ist es!Es funktioniert immer!Automatisch!Für jeden!“

Andererseits sage und glaube ich genau das, denn es ist eben auch Teil der Zazen-Übung, den eigenen Illusionen gegenüber eine angemessenen Haltung zu kultivieren.

Wie auch immer! Ich glaube, sowohl U.G., als auch Jiddu Krishnamurti lehnten Methodiken – wie Zen – etwas vorschnell ab. Freilich, auch ich neige oft dazu, das zu tun. Als Teil der Soto-Schule des Zen werde ich beispielsweise als Mitglied dieser Gruppe wahrgenommen. Außenstehende neigen dann dazu anzunehmen, dass ich mit allem übereinstimme was andere Mitglieder der Organisation – vor allem ihre vermeintlichen Oberhäupter – sagen und tun. Wenn ich jemanden treffe, der mir erzählt er sei im Ku Klux Klan, vermute ich, dass er Schwarze, Schwule und Juden hasst. Vielleicht gibt es Typen im KKK, die wegen der Barbeques dort sind, und sich einen Dreck um die politische Botschaft scheren. Möglich ist´s. Gleichwohl meine ich als Außenstehender, alle Mitglieder müssen mit den Positionen der Gruppierung wenigstens ein bißchen konform gehen.

Was die Soto-Organisation angeht, kümmere ich mich nicht allzu sehr darum, wofür sie zu stehen scheint. In die ganze, teure Begräbnissache, die offenbar ihre Hauptfunktion in Japan geworden ist, bin ich nicht involviert. Und, wie ich bereits erwähnte bin ich auch nicht glücklich darüber, dass man mich mit den Tätigkeiten einer amerikanische Lehrer in Verbindung bringen könnte. Dennoch habe ich mich bislang nicht von der Soto-Schule losgesagt. Gudo Nishijima trennt beharrlich zwischen der Organisation in Japan, der Soto-shu, und der Strömung von Lehrern, die bis zu Meister Dogen reicht, welcher die Soto-Linie nach Japan brachte. Aber er hat seine Bevollmächtigung durch und seine Tätigkeit für die Soto-shu nicht aufgegeben. Ich glaube auch nicht, dass er das jemals tut. Dasselbe gilt für mich.

Für mich ist es eine Frage praktischer Herangehensweise. Als Teil von Soto habe ich Zugang zu einem gewissen Grad Macht, der im Prinzip mit jeder Mitgliedschaft in einer größeren Organisation verbunden ist. Zum Beispiel wollten der Herausgeber meines ersten Buches einen Nachweis, dass ich ein rechtmäßiger und anerkannter Lehrer in einer legitimen buddhistischen Linie bin. Weil ich den liefern konnte, wurde mein Buch veröffentlicht. Natürlich sind in Amerka die Dinge so wild und verworren, das jeder der „Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten“ gelesen hat, als Zen-Meister darstellen kann, ohne dass jemand das in Frage stellt. Freilich ist echte Legitimation wichtig. Selbst hier in Amerika wird man sich dessen langsam bewusst.

Natürlich bedeutet die Übertragung von einem oder sogar mehreren rechtmäßigen Lehrern einer legitimen Linie noch nicht, das alles einwandfrei ist. Dennoch bestreite ich die Macht und den Sinn solcher Linien nicht. Die Übertragung zu bekommen ist noch der leichteste Teil der Übung. Der schwierige Teil ist, dem gerecht zu werden, was übertragen wurde.

Wie auch immer. Obwohl ich genau weiss, was ich rüberbringen möchte, habe ich keine Illusionen über meine Fähigkeiten diesbezüglich. Dazu kommt: Alles was man sagt kann und wird falsch aufgefasst, von Leuten, die entschlossen sind Dinge falsch aufzufassen. Also sagst Du einfach was Du sagst, und machst es so deutlich (klar) wie Du kannst. Dann machst Du einfach Deine Steuererklärung. (Das ist das, was ich tun werde, wenn ich hiermit fertig bin.)

Wie auch immer. Ich bin etwas erschüttert über die Todesnachricht. Das ist alles. Er war ein interessanter Typ mit ´ner coolen Frisur.

Sonntag, 1. April 2007

Wissen und WISSEN

In meinem neusten Artikel für Suicide Girls schrieb ich: „Zu wissen, dass du nicht alles weißt, ist eine sehr mächtige Sache. Genau zu wissen, dass du nicht alles weißt, bedeutet, du kannst dir sicher sein, dass es sonst auch niemand weiß.”

Als Reaktion darauf schrieb ein Typ mit dem Namen Apesamongus:

Eins weiß ich genau, nämlich dass ich einen Scheiß darüber weiß, was andere Leute tun. Es ist arrogant anzunehmen, andere wären so unwissend wie du.

Das Problem hierbei: Es gibt Wissen und WISSEN. Viele Leute wissen Sachen, die ich nicht weiß, z.B. wie man seine eigene Lohnsteuer macht oder wie man Fagott spielt oder wie man Lasagne macht. Ich würde niemals annehmen, dass nur weil ich darüber nichts weiß, auch sonst niemand darüber Bescheid weiß. Außerdem gibt es einen bestimmten Grad an Wissen, der daher kommt, dass jemand seinen Platz auf der Erde schon etwas länger einnimmt als jemand anderes. Meine Großmutter kann sich an die Zeit erinnern als Fernsehen etwas Neues war, und dadurch, dass sie die Wandlungen Amerikas in diesem Jahrhundert erlebte, kann sie ebenso manches von diesem Wissen weitergeben.

Und dann gibt es WISSEN. WISSEN ist, was viele skrupellose Typen - spirituelle Meister genauso wie Politiker, Werbefachleute und andere fragwürdige Gestalten - im Gegensatz zu dir zu besitzen behaupten. Kürzlich hielten mich einige Leute für jemanden der WEIß. Ich werde immer wieder auf verschiedene Weise diese Frage gefragt: „Wie sieht die Welt für dich aus?” Als würden die Leute denken, dass wenn ich mir eine Tomate ansehe, ich die 8 Armige kosmische Gestalt von Vishnu oder so was sehe.

Ich habe eine E‑Mail von einem Kerl bekommen, der mir erzählte, dass als er ein privates Treffen mit seinem Meister hatte, dieser ihm erzählte: „Du bist auf Level 3 (von weiß der Henker, was für einer verdammten spirituellen Ebene er aus zählte), aber ich kann dich auf Level 2 bringen, wenn du willst.” Wie du siehst, WUSSTE der Lehrer, während der arme Schüler nur darauf hoffen konnte, sich in seiner strahlenden Herrlichkeit zu sonnen. Leute, wenn irgendjemand so was zu euch sagt, lauft bitte so schnell ihr könnt davon.

Die Wahrheit ist: niemand WEIß. Ich bin mir sicher ein paar von euch denken, “okay, aber woher weißt du, dass niemand WEIß? Du hast den Groß Meister Sri Sri Rama Übermensch nicht getroffen. Der WEIß definitiv.” Meinetwegen kannst du so einen Scheiß glauben, ich glaub es nicht. Denn WISSEN existiert nicht außerhalb von Dir selbst. Es ist nicht etwas, dass jemand besitzt und es dir verkaufen kann. Du kannst dir die Erfahrung eines anderen nicht ausleihen. Eine alte Metapher aus buddhistischen Geschichten hierfür lautet - den Schatz eines anderen zählen.

Jemand anderes mag über sich selbst gut Bescheid wissen. Aber er weiß nicht über dich Bescheid und er kann auch nicht über dich Bescheid wissen. Ich erinnere mich an eine Unterhaltung, die ich vor einigen Jahren mit Tim, meinem ersten Zen Lehrer, hatte. Ich sagte in etwa: „du weißt, du bist schon durch alles durch.” Er sagte: „Brad, ich bin noch durch gar nichts hindurch.”

Die Vorstellung, jemand anderes WÜSSTE, ist immer ein Weg die eigene Verantwortung an jemand anderes abzuschieben. Sie WISSEN, also können sie es dir sagen und du kannst dich hinsetzen und ihnen zuhören.

Das funktioniert nicht. Es gibt Zeiten, in denen ich wünschte, es ginge. Aber es geht nicht. Sobald du das verstehst, hast du eine Chance echtes Wissen für dich zu entdecken.

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