Samstag, 31. März 2007

Magische E-Mails und andere Wunder

Das hier ist eine wahre Geschichte. Letztens, ich glaube es war am Mittwoch, bekam ich eine E-Mail von einem Typ einer anderen Firma, mit dem ich an einem Projekt für meinen Job zusammenarbeite (denkst du, ich bekomme genug Geld von Suicide Girls um meinen Job hinzuschmeißen?). Die E-Mail war total ärgerlich. Sie deutete an, dass ich meinen Teil einer Abmachung zwischen unseren Firmen nicht einhalten würde, und drohte vage mit einer vertraglich vereinbarten Strafe. Tatsächlich versuchte der Typ in letzter Sekunde eine Menge Änderungen an dem Projekt vorzunehmen, und gab mir weit weniger Zeit, als ein Mensch braucht, um darauf antworten zu können.

Ich schrieb ihm zurück, führte alle relevanten Tatsachen an, und machte klar, dass das, was er sagte, zu weit ging, ohne meinen Ärger auf sein nerviges Schreiben zu verbergen. Ich drückte Senden. Ein paar Minuten später war die Mail wieder auf meinem Desktop, mit einer der computerisierten Erklärungen, dass sie wegen eines fatal Error XKG974.36/TX1138 oder so, nicht gesendet werden konnte. Also versuchte ich, sie noch mal zu senden. Doch einige Zeit später passierte dasselbe, die E-Mail kam zurück mit derselben unverständlichen Fehlermeldung.

Daraufhin ging ich die E-Mail durch, und löschte 5, 6 Wörter, die meine emotionale Reaktion auf die Mail des anderen Typs anzeigten. Nach dieser Ausmerzung war die Mail ohne emotionalen Gehalt, nur die wirklich trockenen Bestandteile der Angelegenheit waren übrig. Und wieder Senden. Whoosh! (Macintosh Benutzer kennen den Sound) Weg war sie.

Die Adresse blieb dieselbe. Den Anhang änderte ich nicht. Ich formatierte die Mail nicht neu. Ich machte gar nichts, außer dass ich einen einzigen Satz aus dem Inneren meiner Mail entfernte. Es ist unmöglich sich vorzustellen, dass das Entfernen von 5 oder 6 Wörtern irgendeinen Unterschied in der Sendebereitschaft machen würde oder nicht. Aber weg war die Mail, ohne ein Problem. Eine Weile später antwortete der Typ und war viel, viel ruhiger als in der ersten Mail. Auch ließ er erkennen, dass er auf die Eingeständnisse, die ich in dem gelöschten Satz gefordert hatte (den er wohl kaum gesehen hat), eingehen wolle.

Ich denke, ich habe einen sehr gütigen Computer. Ich werde ihn ab jetzt gut behandeln.

Es ist nicht das erste Mal, dass so ne' Sache passiert ist. Tatsächlich ist es in letzter Zeit irgendwie zur Gewohnheit geworden. Ich bin mir sehr sicher, dass sowas schon passiert ist, lange bevor ich darauf aufmerksam wurde. Aber damals wäre ich wahrscheinlich ziemlich aufgebracht gewesen, hätte den Computer einen Haufen Schrott genannt, oder mich über meinen Server beschwert, oder was man sonst so tut, wenn man von einem rätselhaften Computerproblem frustriert ist. Bei meiner Arbeit mit Computern in früheren Jahren bekam ich mal einen unübersehbaren, sehr juckenden Ausschlag, nachdem ich ziemlich gereizt von meinem Power PC war. Ernsthaft. Heutzutage ist meine Reaktion anders. Wenn Computer anfangen zu spinnen, akzeptiere ich es irgendwie als einen Teil der Güte des Universums.

Das ist nicht nur bei Computerkram so. Jeden Tag bin ich allen möglichen Beispielen der Freundlichkeit des Universums ausgesetzt, die zu erklären ich nicht imstande bin. So wie vor einigen Monaten als ich Glück hatte, dass das rechte Vorderrad meines Autos während der Fahrt nicht wegflog, da dieses merkwürdig ratternde Geräusch, das zu überprüfen ich aufgeschoben hatte, seine Ursache in der losen Schraube hatte, die mein Rad noch einzig hielt. Mittlerweile versuche ich auch „schlechte Sachen“ als Manifestation der Güte des Universums zu sehen, deren Sinn ich lediglich noch nicht verstehe.

Das ist nicht immer einfach, wohlgemerkt. Aber ich versuche es. Wenn ich Schwierigkeiten habe, die richtige Sichtweise anzunehmen, erinnere ich mich an eine Geschichte, die ich über Shunryu Suzuki las, dem Autor des großartigen Buchs Zen Geist Anfänger Geist. Er hatte die Diagnose über Hepatitis erhalten. Das war doppelt traurig für ihn, denn er mochte es mit einer seiner Schülerinnen Eiscreme zu essen. Die Ärzte sagten ihm er solle damit aufhören, damit sie sich nicht anstecke. Eine Weile später wurde die Diagnose revidiert. Suzuki hatte Krebs und dieser war voraussichtlich im Endstadium. Als er es seiner Schülerin erzählte, verstand diese nicht, warum er so fröhlich darüber war. Daraufhin sagte Suzuki, “verstehst du nicht? Das bedeutet, wir können uns wieder Eiscreme teilen!”

Gewöhnlich spreche ich nicht über meine Ansichten wie die der Güte des Universums, denn die meisten Menschen verstehen sie immer falsch. Wir haben diese wirklich seltsamen Methoden mit Sachen umzugehen, die wir nicht verstehen. Wir kommen zu allen möglichen seltsamen Schlüssen darüber was sie bedeuten und was wir dagegen tun sollten. So ähnlich wie: Das Universum tut Dinge, die wir nicht verstehen können, also los, lasst uns Bomben auf Leute werfen, die anders denken. Oder: Das Universum benimmt sich auf eine für uns nicht nachvollziehbare Weise, also lasst uns alle dem Typen mit dem spitzen blauen Hut gehorchen, was immer er uns befiehlt, zu tun. Leider erkenne ich da den Zusammenhang nicht. Vielleicht bin ich blöd.

Ich akzeptiere einfach die Tatsache, dass es Dinge gibt, die über unser intellektuelles Verstehen hinausgehen, und dass egal wie angestrengt ich oder sonst jemand versucht bestimmte Dinge zu verstehen, niemals ein sinnvolles Ergebnis herauskommt. Tatsächlich würde ich weiter gehen und sagen, dass egal wie hart jemand danach strebt, diese Dinge zu durchblicken, es niemals irgendeinen Sinn machen wird. Unser Gehirn ist super spitzfindig, aber wir sind nicht unendlich schlau. Niemand von uns.

Wir können absolut erstaunliche Dinge tun, indem wir mit unseren Gehirnen ein Problem bearbeiten – etwa zum Mond fliegen, oder all die winzig kleinen Daten in unseren Computer tippen, sodass der unsere Steuern verflucht schnell ausrechnet. Aber das heißt nicht, dass wir alles verstehen können. Die großen Fragen des Lebens, des Universums und des Ganzen können wir nicht mit unseren Gehirnen lösen. Wir können noch nicht einmal die Frage, wie wir friedlich zusammenleben können, dadurch lösen, dass wir unseren Verstand darauf ansetzen.

Dennoch scheitern fast alle Religionen und Philosophien daran, diese offensichtliche und bestürzende Tatsache zu akzeptieren. Die meisten Religionen sind, trotz all ihrem Gerede um Spiritualität, in Wirklichkeit zutiefst intellektuell. Einige sind mehr in den intellektuellen Bereich verstrickt als andere, dennoch scheitern sie daran jemals aus dem intellektuellen Gefängnis, das sie sich selbst gebaut haben, auszubrechen. Auch die meisten Meditationspraktiken, die ich kennengelernt habe, gehen unglücklicherweise nicht weiter, als das Gehirn und die Vorstellungskraft damit zu beschäftigen, erstaunliche Phantasien zu kreieren. Unsere eigenen Träume von Erleuchtung können so gemacht sein, dass sie so wirklich und schön erscheinen, dass ihrer verführerischen Kraft unmöglich zu wiedererstehen ist. Besorg dir einen Haufen Leute, die an dieselbe Erleuchtungs-Fantasie glauben und schon hast du eine sehr mächtige Bewegung. Aber das bedeutet einen Scheißdreck.

Meine Lieblingsdarstellung Buddhas ist die, bei der er meditiert und mit einer Hand den Boden berührt. Das symbolisiert seine Verwurzlung in der Realität. Wir mögen nicht wissen, was genau die Realität ist, aber wir wissen, dass sie real ist, deshalb müssen wir bei ihr bleiben, egal wie schön unsere Träume sein mögen.

Zu wissen, dass du nicht alles weißt, ist eine sehr mächtige Sache. Genau zu wissen, dass du nicht alles weißt, bedeutet, du kannst dir sicher sein, dass es sonst auch niemand weiß. Mit diesem Verständnis wirst du jedem, dem du begegnest, ebenbürtig sein. Mit niemandem über, und niemandem unter dir kannst du deinen wahren Platz im Universum finden.

Ich empfehle mich nun, da es ein paar E-Mails von meiner Arbeit gibt, die ich beantworten muss.

Thema wird hier weitergeführt