Montag, 7. August 2006

Baby, mir ist langweilig

Die heutige Ausgabe der Los Angeles Times hat als Titelgeschichte „Von allem unbeeindruckt: Eine Multitasking-Generation ist nicht einfach zu unterhalten.“ Der Artikel, den du online lesen kannst, indem du auf den Titel dieses Artikels klickst, braucht über 3 Seiten, um uns zu informieren, dass trotz einem noch nie da gewesenem Angebot zu fast grenzenloser Unterhaltung bloß ‘nen Mausklick entfernt, die jungen Leute von heute von dem gelangweilt sind, was angeboten wird. Das ist nichts wirklich Neues. Bruce Springsteen hatte 1992 einen Song, der „57 Kanäle und nichts los“ hieß. Und schon lange davor haben Menschen bemerkt, dass 3 Sender und eine Handvoll UHF-Kanäle, die rund um die Uhr herum plärren, nicht viel anzubieten haben. Dennoch scheint die grundlegende Idee welche die Informations-Revolution (oder wie auch immer wir es nennen) antreibt, immer noch zu sein, dass wenn es nur ein paar Kanäle/Webseiten/Blogs, etc. mehr gäbe, wir in der Lage sein könnten zumindest eine interessante Sache unter all dem Lärm zu finden. Ist bis jetzt nicht passiert. Ich wette, es wird nie passieren.

Der Artikel kam am selben Tag heraus, an dem Nishijima einige neue Sachen über seine Kindheit in seinen Blog gestellt hat. Er schreibt: „Es wurde zu einer Gewohnheit für mich, draußen umherzuwandern, ins Kino zu gehen, nach gebrauchten Büchern zu suchen und so weiter. Kurz gesagt, es wurde sehr schwierig für mich, mein tägliches Leben zu regeln und obwohl es sehr unangenehm für mich war, war es mir völlig unmöglich mich selbst in Ordnung zu halten.“ Also selbst vor fast hundert Jahren machte es Menschen nicht glücklich, ziellos umherzuwandern und nach Zerstreuung zu suchen.

Und hier sitze ich, und tippe sinnlos drauf los für ein Publikum aus gelangweilten Internet-Surfern, die sprunghaft von Blog zu Blog surfen, in der Hoffnung in diesem Schneesturm aus Lärm und Müll über etwas Brauchbares zu stolpern.

Heutzutage ist mein Gefühl, dass es eine Grenze für die Menge an nützlichen oder selbst interessanten Stoff da draußen gibt. Zum Beispiel fragen mich oft Leute nach Buchempfehlungen, um ihr Verständnis des Buddhismus zu vertiefen. Ich nenne immer dieselbe Handvoll Bücher. Grundsätzlich Dogens Shobogenzo, Shunryu Suzukis Zen-Geist, Anfänger-Geist, Nishijimas To Meet The Real Dragon falls du es finden kannst und das ist es im Großen und Ganzen. Ich weiß, es gibt einen Haufen Zeug in der Buddhismus-Ecke eines jeden gut bestückten New-Age Buchladens. Aber wann immer ich diese Bücher durchblättere, geschieht es selten, dass mir etwas als wert erscheint, es mit nach Hause zu nehmen und ihm meine Zeit zu opfern. Manchmal kaufe ich mir ein geschichtliches Ding, wie Hajime Nakamuras Gautama Buddha Serie. Aber das ist eher deswegen, weil ich nicht so vertraut bin mit der Geschichte des Buddhismus, wie ich es sein sollte. Andererseits lese ich am liebsten Sachen wie One Fine Stooge, eine neu erschienene Biographie von Larry Fine über die Drei Stooges (Ohne Witz, ich liebte dieses Buch). Außerdem habe ich gerade eins angefangen, das Guilty Pleasures of the Horror Film heißt und ungefähr 10 Jahre alt ist, aber ich habe es erst jetzt entdeckt. Es gibt ein ganzes Kapitel über die Entstehung des Films Als die Dinosaurier die Welt beherrschten!

Das meiste was in der Rubrik Buddhismus veröffentlicht wird, kann ich nicht mit Gefallen lesen. Es ist normalerweise abgedroschen und langweilig, wenn nicht total widerlich. So weit ich das beurteilen kann, ist es ein weiterer Fall von 57 Kanäle und nichts los. Klar, es mag viele gute Sachen da draußen geben, die ich noch nicht bemerkt habe; da ich mich so selten in die Buddhismus Ecke wage ist das gut möglich.

Die schiere Menge an Information die heute existiert, verleitet zu dem Hang, sich niemals gründlich mit einer Sache auseinander zu setzen. Ich meine, wie kannst du tausend Stunden dafür verwenden, eine Sache zu studieren, wenn es soooo viel anderes da draußen gibt? Wie kannst du dich zum Beispiel mit Zazen zufrieden geben, wenn es Eine-Quadrillionen anderer Meditationstechniken gibt, die darauf warten, entdeckt zu werden?

Ich kenne das Gefühl. Aber ich habe auch gelernt, dass der einzige Weg um zu verstehen worum es im Zen geht, der ist, sich für eine lange Zeit sehr intensiv damit zu beschäftigen. Anders geht es nicht. Ich sehe ständig Möchtegern-Meister mit kilometerlangen Einträgen in ihren Lebensläufen von Meditationsschulen, in denen sie Erfahrung haben. Ich kann mich nur wundern, wie ein Typ, der vielleicht 45, 55 oder 75 Jahre alt ist, so viele Traditionen studiert haben kann, obwohl jede einzelne Jahrzehnte der Anstrengung benötigt, um sie wirklich zu verstehen.

Heutzutage haben wir eine dermaßen große Auswahl, dass wir meinen, es wäre unbedingt notwendig alles auszuprobieren und zu erleben. Aber ist das so? Kannst du’s? Ich würde mir lieber das White Album der Beatles zum 177xten Mal anhören, als mir 176 Mal scheiß Musik anzuhören.

Wie kannst du das Richtige wählen, dem du dich widmen willst? Ich fürchte, das bleibt dir überlassen. Für mich war es so, als ich das White Album zum ersten Mal hörte wusste ich, dass es eine Platte war, die ich mir immer wieder anhören würde. Als ich das erste Mal das Herz-Sutra hörte, wusste ich, dass die Sache es wert war, sie weiter zu untersuchen. Was wäre also gewesen, wenn es eine Millionen Milliarden anderer Dinge gegeben hätte, die um meine Aufmerksamkeit konkurrierten? Ich hätte keine Zeit für sie.

Wie auch immer, das ist mein Senf dazu. Jetzt habe ich richtige Arbeit zu erledigen. Bis dann!

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