Samstag, 30. Dezember 2006

Bist du glücklich?

Frohes neues Jahr! Ich weiß, dafür ist es vielleicht ein paar Tage zu früh, also frohes Jahresende. Das Jahresende ist die Hochsaison für Depressionen. Und da ich darum gebeten wurde, über Depressionen zu schreiben, scheint genau jetzt die richtige Zeit dafür zu sein.

Den größten Teil meines Lebens war ich fast immer sehr depressiv. Als ich herausfand, was Selbstmord war, stellte ich mir vor, wie ich ihn am besten begehen könnte. Ich erinnere mich daran, düstere Gedanken gehabt zu haben, mir kurz vor der siebten Klasse das Leben zu nehmen. Mit Depressionen kenne ich mich also aus.

Ich hasse Leute, die dir erzählen, wie sie mithilfe einer Religion Depressionen, Alkoholismus, Ziellosigkeit, Haarausfall, Skorbut oder was auch immer heilten, und dann versuchen, dich für diese Religion zu gewinnen. Also, welchen Eindruck du auch immer von diesem Artikel bekommen magst, denke bitte nicht, dass ich das hier tue. Für mich ist es kein Problem, falls du dich nicht für Zazen interessierst. Ist halt dein Pech.

Egal. Als ich mein Abitur machte, war ich ein super-depressiver Typ. Und natürlich hatte ich allen Grund dazu. Ich war ein hässlicher und unbeholfener Versager ohne Zukunft. Und als sei dies noch nicht schlimm genug gewesen, beabsichtigte Ronald Reagan - das war jedem klar - uns noch vor dem Ende der 80’er in den totalen, globalen Atomkrieg zu führen, während ein Haufen verräterischer Ex-Hippys Koks sniffte und reich wurde. Das war kein Witz. Ich war mir dessen absolut sicher. Also dachte ich die Frage sei nur die, mich entweder jetzt umzubringen, oder meine Tage mit in ihren Höhlen zerschmolzenen Augäpfeln und meinen an der Wand hängenden Schatten zu beenden.

Ich war ein Pessimist ersten Ranges. Ich denke, das war eines der ersten Dinge, die mich am Buddhismus faszinierten. Es schien, wie das Äußerste an Pessimismus. Buddhas Botschaft beginnt mit „Alles Leben ist Leiden“. Was könnte ansprechender für einen Pessimisten sein? Bei den ersten Versuchen Westlern den Buddhismus zu erklären, wurde dieser oft als streng pessimistisch als auch völlig nihilistisch dargestellt. Es war allerdings ein großes Rätsel, warum die Anhänger einer solch deprimierenden Religion so glücklich sein konnten. Warum liefen sie ständig lächelnd umher, anstatt einfach irgendwo von einer Brücke zu springen? Tatsächlich ist der Buddhismus nicht im geringsten pessimistisch und hat nicht das Mindeste mit Nihilismus zu tun.

Die angeblich pessimistische Sicht des Buddhismus hängt mit seiner Bewertung der idealistischen Sichtweise zusammen. Durch die Brille der Gedanken und Vorstellungen gesehen, ist alles im Leben Leiden oder, um eine genauere Übersetzung des originalen, von Buddha benutzten, Pali Wortes zu geben – „Dukkha“ – alles Leben ist unzufrieden stellende Erfahrung. Dein tatsächliches Leben kann nie und nimmer mit deiner Vorstellung zusammenpassen, wie es sein sollte. Sogar deine glücklichsten Erfahrungen werden überschattet von dem Wissen, dass sie irgendwann vorbeigehen werden. Diese Anschauungsweise hört sich echt deprimierend an.

Aber es gibt einen recht einfachen Ausweg. Buddha betrachtete sein Leben und entdeckte etwas, das viele von uns während ihres ganzen Lebens nicht einmal bemerken. Wir leben nicht in unseren Gedanken und Vorstellungen. Wir leben in der Realität und die Realität ist vollständig außerhalb unserer Gedanken und Vorstellungen. Egal wie wir das Leben das wir leben beschreiben, diese Beschreibung ist nur ein Gedanke. Wie mies du dein Leben auch finden magst, dein Leben ist nicht der Gedanke, den du über dein Leben denkst. Es geht nicht darum schlimme, depressive Gedanken auszulöschen. Es geht darum zu verstehen, was deine Gedanken eigentlich sind.

Das hört sich einfach an, ist es aber nicht. Dies nur intellektuell zu verstehen, wird dir wenig helfen. Du musst es „durch Praxis lernen“, um es mit den Worten Dogens zu sagen.

Lass mich versuchen, ein Beispiel zu geben, wie das funktionieren kann. Nehmen wir mal an du verbringst deinen Weihnachtsurlaub mit der Familie. Wenn deine Familie so wie meine ist, dann gibt es keine Möglichkeit, jemals eine Beschäftigung zu finden, mit der alle einverstanden sind. Also endet man beim kleinsten gemeinsamen Nenner und wählt etwas, das zumindest nicht von allen völlig gehasst wird. Nun befindest du dich also in einem hässlichen, langweiligen Einkaufszentrum, wo sie diese billige blöde Weihnachtsmusik spielen, über die du dich schon die letzten zwei Monate aufregst. Alles in diesen abscheulichen Geschäften ist überteuert und furchtbar. Dein Neffe springt wie verrückt herum, deine Nichte schreit, Tante Erna watschelt umher, zeigt auf Dreiräder und sagt zum 57´ mal am Stück „du mochtest Dreiräder, stimmt´s?“ Überall um dich herum stehen Leute, die sich vergnügen, aber dir ist kotzübel. Dein Gehirn verwandelt sich in rosa Pudding. Überall wäre es jetzt besser als hier. Du beginnst dir all die Dinge vorzustellen, die du an diesem Tag machen könntest, wenn du nur nicht in dieser Situation stecken würdest. Deine Fantasie setzt zum Flug an. Zuhause mit einer Packung Taschentücher und den Suicide-Girls zu sein, wäre besser.

Das ist der Punkt, an dem du stoppen musst. Achte darauf, was wirklich passiert. Du bist nicht an einem der Orte, an denen du sein könntest, und tust nicht eine von den Sachen, die du tun könntest. Du bist hier. Dies ist dein Leben. Und du verpasst es. Deine Fantasien sind niemals die Wirklichkeit und sie werden sie auch nie sein, weil nichts von dem was du dir vorstellen kannst, jemals so sein wird, wie du es dir vorstellst.

Dasselbe gilt für all das, worüber du deprimiert sein kannst - die Weltlage, der Stand der aktuellen Musik, der Zustand deiner Haare.

Was mir immer hilft, ist all die kleinen Dinge zu tun, die mein Leben genau jetzt verbessern. Wie z.B. das Klo putzen oder den Müll ausleeren. Bring jemanden zum Lachen. Es gibt immer etwas, das getan werden muss. Immer. Und es ist deine Aufgabe es zu tun. Leiste einen Beitrag an die Welt, in der du lebst. Es ist nicht wichtig ob es was Großes oder was Kleines ist. In der Tat ist etwas Kleines besser. Wir leben unser Leben nicht für uns selbst. Dies ist ein großer Fehler, den fast jeder macht. Du bist ein Teil des Zusammenhangs des Lebens und du hast die Pflicht, deinen individuellen Beitrag zu leisten. Dafür hat dich Gott in die Welt gesetzt. Wenn du gegen dieses Prinzip handelst, fühlst du dich unglücklich.

Ist dein Leben im Gleichgewicht? Oder malst du es dir als ein paar Gipfelerlebnisse aus, große Höhen und große Tiefs, unterbrochen von langen Strecken, in denen nicht viel passiert? Auch Drogen werden dich Durcheinander bringen. So sehr ich es auch hasse wie Nancy Reagan zu klingen, es ist verdammt wahr. Sie ziehen dich für eine kleine Weile hoch, aber dann kommt immer der Rückschlag. Du magst denken es wäre in Ordnung, wenn du nur für den Rausch – egal welcher Art - lebst, unterbrochen von Zeiten in denen nichts passiert. Aber das ist es nicht. Der einfache Grund, warum das Heute so düster und grau erscheint, kommt bloß daher, weil du das Heute mit deiner Erinnerung an den Sonnenschein von gestern vergleichst, oder mit dem Hoch von gestern oder deinem Orgasmus von gestern. Oder das Große „wenn doch nur …“, das alles perfekt machen würde, wenn es nicht außer Reichweite wäre. Aber das sind bloß deine Erinnerungen und Vorstellungen. Die Wirklichkeit ist das Geschirr in der Spüle. Und das Geschirr in der Spüle heute, ist viel besser als die Achterbahnfahrt von letzter Nacht – denn das Heute ist wirklich und gestern und morgen sind Lügen, die du dir selbst erzählst.

Depression ist ein Gedanke. Es ist schwierig, ihn loszuwerden. Aber letztlich sind alle Gedanken, egal welche, nichts als Energie, die innerhalb des Fleisch Klumpens in deinem Schädel herumspringt.

Genieß deine Ferien, oder genieß es, sie nicht zu genießen. Es liegt ganz an dir.

(Link zum Originaltext)

Montag, 25. September 2006

Augen auf!*

Ich habe ein wenig über den fokussierten Blick während Zazen nachgedacht. Erst seit Kurzem mache ich mir darüber überhaupt Gedanken. Ich denke jedoch, dass dies ein extrem wichtiges Thema für Leute ist, die Zazen praktizieren. Mir scheint, ich habe das seit Langem gespürt, bin aber erst jetzt in der Lage es auszudrücken. Ich schreib hier mal, was ich meine.

Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, was mein erster Lehrer zum Thema sagte, als ich vor 20 Jahren anfing, Zazen zu praktizieren. Aber ich erinnere mich, jedes Mal frustriert gewesen zu sein, wenn ich bemerkte, dass mein Blick anfing, zu verschwimmen und zu wandern. Also nahm ich einen Filzstift und malte einen kleinen Punkt an die Wand, an der ich gewöhnlich Zazen machte. Wenn der Punkt aus meinem Blick verschwand, wusste ich, dass es Zeit war, mich zu korrigieren.

Ich empfehle dieses Verfahren nicht, denn es ist ein wenig künstlich. Ich hörte schnell wieder damit auf, denn der Punkt selbst wurde zur Ablenkung.

Erst vor ein paar Jahren, als ich Meister Nishijima erstmals darüber reden hörte, dass die Augen während Zazen fokussiert bleiben sollten, fing ich an, über das Thema nachzudenken. Aber als ich darüber nachdachte, bemerkte ich, dass wenn immer meine Augen unfokussiert waren, war meine Praxis ebenso unfokussiert, meine Haltung geriet unmerklich aus dem Lot und all dies bedurfte einer Korrektur.

Während unseres 3 Tage-Sesshins am Beginn dieses Monats und während unseres monatlichen eintägigen Mini-Sesshins letzten Samstag habe ich beobachtet, dass dies wieder und wieder passierte. Wann immer der Blick unfokussiert wurde, begann die Praxis abzuschweifen. Mit unfokussierten Augen wandert der Geist umher und die Haltung verändert sich. Das erneute Fokussieren der Augen half mir, wieder alles in die richtige Ordnung zu bringen.

Einmal hörte ich, wie mein erster Lehrer die Frage beantwortete, ob die Augen offen oder geschlossen sein sollten. Er sagte, wenn die Augen geschlossen wären, sei das so, als würde man sagen, dass das, was in unserem Kopf ist, wichtiger sei als das, was draußen ist. In der buddhistischen Praxis müssen wir beide Seiten gleich stark betonen. Das ist sehr wichtig.

Seit Kurzem bin ich also davon überzeugt, dass buddhistische Praxis die Praxis ist, die Augen offen und fokussiert zu behalten.

*Englischer Original Titel: “Open Your Eyes See The Lies Right In Front Of You“ - Song Text der Band Lords of the New Church; Sänger Stiv Bators, Ex-Mitglied der Band The Dead Boys aus Cleveland.

Donnerstag, 24. August 2006

Tommy Chong
















Letzte Nacht besuchte ich ein paar Freunde in Woodland Hills, das ziemlich weit draußen im Hinterland von Los Angeles liegt, in dem berühmten Tal (Drehort des Films
Valley Girls). Jedenfalls, als ich heimfuhr, schaltete ich das Radio an und die Sendung Love Line lief. Der Gast war Tommy Chong, von den berühmten Cheech und Chong.

Also, Chong erzählte über seine unlängst geschehene Festnahme dafür, dass er eine Bong benutzte. Der Moderator fragte etwas ähnliches wie „Bereuen Sie es?“ Und Tommy antwortete „Nein. Du lernst nur aus deinen Fehlern, nie aus deinen Erfolgen.”

Ich dachte, dass das ein ziemlich genialer Satz war. Er ist genau auf das anwendbar, wovon ich hier in letzter Zeit geredet habe. Die meisten Menschen, die eine Meditationsform wie Zazen ausüben, hoffen, dass sie darin erfolgreich sein werden. Und während unsere Freunde von Scientology und andere garantieren, dass ihre Techniken Erfolg bringen, wird ein anständiger Zen-Lehrer niemals irgendetwas Ähnliches versprechen. Wenn man den Satz Tommy Chongs, vom buddhistischen Standpunkt aus betrachtet, dann könnte es tatsächlich so sein, dass jede Erfahrung, aus der man nichts Wertvolles lernt, die wahre Definition von Erfolg ausmacht.

Wenn wir eine Erfahrung als erfolgreich bewerten, dann meinen wir damit, dass wir uns ein bestimmtes Ergebnis, welches wir erreichen wollten, vorgestellt haben. Wir haben unsere Anstrengungen in diese Richtung unternommen, und am Ende haben wir etwas Ähnliches erreicht wie das, was wir im Sinn hatten. Vor ein paar Monaten kaufte ich mir einen Godzilla-Bausatz; ich befolgte die Anweisungen und voilá! Jetzt habe ich das fertige Modell auf meiner Kommode sitzen. Die Arme passen nicht so ganz zum Körper, und der Anstrich der Zähne ist nicht ganz so, wie ich es gehofft hatte. Aber ich bin sehr zufrieden, dass ich das Projekt erfolgreich beendet habe.

Dieses spezielle Muster des Erfolgs funktioniert in vielen Situationen. Aber es lässt sich überhaupt nicht auf die Zen-Praxis anwenden. Es ist eine ziemliche Schande, wenn Menschen es auf Zen anwenden, und seeeeeeehr viele Leute machen das, denn es verfehlt vollkommen das Wesentliche der Praxis. Es kann sein, dass die Zeiten, die du während deines Sitzens als am wenigsten erfolgreich empfindest, die wertvollsten sind, während die Momente, in denen Zazen sich erfolgreich anfühlt, diejenigen sind, in denen deine Praxis schiefläuft.

Was du in Zazen machst, ist, still und gründlich zu studieren, was immer gerade in genau diesem Moment deiner Praxis geschieht. Und mit „studieren“ meine ich keine intellektuelle Betrachtung. Du studierst dich selbst, indem du dir erlaubst, genau so zu sein, wie du bist – ohne irgendeinen Gedanken. Überlegungen können der Sache nur im Weg stehen. Es ist eine Ablenkung. Selbst das Beobachten des Atems ist eine Ablenkung von der Praxis. Jede Anstrengung, die du machst, um ruhig, klar, erleuchtet, erwacht zu werden, eine „Durchbruchs-Erfahrung“ zu haben oder wie immer du es nennst, ist nur eine Ablenkung von der wahren Praxis.

Dienstag, 15. August 2006

Mister Spock


Ich bin unten in Dallas und besuche meine Eltern. Da mein Vater und ich uns immer gerne zusammen Star Trek anguckten, kaufte ich, als wir hier in einer Videothek waren, die DVD: Star Trek: The Motion Picture (ST:TMP) - Director's Edition gebraucht, für 8 Dollar. Nun weiß ich, dass ST:TMP der langweiligste aller Star Trek Filme ist. Aber die Extras sahen sehr interessant aus. Aufgrund meiner Arbeit bin ich daran interessiert, wie Star Trek von einem Kult Objekt zu einer großen Film Marke wurde.

Egal, hier ist meine Bewertung der Dirctor's Edition DVD. Als erstes, CGI ist Scheiße! Als ich die DVD kaufte, wusste ich nicht, dass die Star Trek Typen, genauso wie die Star Wars Typen, die alten Spezial Effekte [aus den Originalfilmen] mit Computer Technik "verbesserten". Wenn ich einmal Präsident der Welt bin, wird dies unter Todesstrafe stehen. OK, sicherlich sehen die Effekte sehen "realistischer" aus – was immer das bedeutet. Aber sie verlieren jegliche Persönlichkeit und Geschmack und verwandeln sich stattdessen in gewöhnlichen Mist. Sicherlich mag die mit Photoshop® entwickelte, futuristische Kulisse von San Fransisco (Zuhause des Sternen Flotten Hauptquartiers) "realer" aussehen als die alten bemalten Kulissen, also, die sehen eher aus wie eine Photographie. Aber es ist trotzdem oberbeschissen. In einem Teil der Extras kommentieren all diese selbstgefälligen CGI "Künstler", wie sie die alten Effekte verbessert haben. Es ist widerwärtig. Man kann gar keinen Vergleich anstellen zwischen den Effekten, die von echten, schwitzenden Menschen mit echten Objekten geschaffen wurden und denen von Leuten, die den ganzen Tag vor Bildschirmen sitzen und ihre Mäuse klicken. Da ist mir ein Raumschiffmodell aus Plastik, das an einer Klaviersaite vor einem gemalten Himmel hängt, tausendmal lieber als dieser CGI Mist.

Tiefer Atemzug.

Eine Sache, über die ich immer nachdenke, wenn ich mir Star Trek ansehe, ist die Art und Weise, wie die verschiedenen außerirdischen Charaktere die Vorstellungen der Produzenten von verschiedenen Kulturen verkörpern. Die Klingonen sind völlig offensichtlich Sowjets aus der Zeit des Kalten Krieges. Die Romulaner scheinen die Chinesen zu sein. Die Vulkanier, davon bin ich überzeugt, repräsentieren die japanische Art des Zen Buddhismus. Nebenbei, die Japaner als Land, wurden in den 80ern von den Borg verkörpert. Sie sehen sich alle ähnlich, handeln als Gruppe und versuchen jeden zu assimilieren.

Am Anfang von ST:TMP sehen wir, wie Mister Spock gerade sein Vulkanier Training abschließt, welches alle Spuren von Emotion ein für alle Mal entfernen wird. Aber als er eine Präsenz fühlt, die ihn aus dem Weltraum ruft, lehnt er es ab ein Abschluss Zertifikat anzunehmen. Um mehr über den Rest des Plots herauszufinden, kannst du bei imbd (The Internet Movie Database) nachsehen. Aber am Ende stellt Spock fest, dass die wahrhaftige Wahrheit nicht darin besteht seine Emotionen loszuwerden, sondern sie zu bereitwillig anzunehmen.

Gene Roddenberry hat den Buddhismus nicht wirklich verstanden. Aber es ist klar ersichtlich, dass er viele Bücher darüber gelesen hat. Er heiratete sogar mit einer buddhistischen Zeremonie in Japan. Ich würde sogar die Vermutung riskieren, dass die Bücher, die er über Zen gelesen hat, hauptsächlich von D.T. Suzuki und Alan Watts waren. In diesen Büchern muss er sicherlich der buddhistischen Idee begegnet sein, Emotionen zu unterdrücken. Aber, da er niemals wirklich erfahren hat, was das heißt, hatte er nicht die Chance es sich anders vorzustellen, als dass das Loswerden von Emotionen eine Person in sowas wie einen Roboter verwandelt.

Das macht es nicht. Es ist sehr schwer, diese Sache zu erklären. Es könnte sein, dass das Wort "Emotion" selbst zu Konfusion führt. Es ist eine natürliche Reaktion zu lachen und zu weinen. Aber wir tendieren dazu, unsere natürlichen Reaktionen durch Gedanken zu manipulieren, sie in das zu verwandeln, was wir Emotionen nennen. Wir halten weit länger an unserem Glück und unserer Traurigkeit fest, als es gesund ist. Wir sehnen uns nach Glück und haben Angst vor Traurigkeit, wodurch wir den Großteil unseres Lebens verpassen, der weder sehr glücklich noch sehr traurig ist. Wir sehnen uns nach emotionalen Hochs und Tiefs.

Wenn wir diesen "emotionalen Missbrauch" vermeiden, wird unser Leben stabiler und angenehmer werden. Ich habe noch nie einen Zen-Übenden gesehen, der sich in ein stahlkaltes Alien verwandelt hätte, wie Mister Spock am Anfang von ST:TMP eines ist.

Wie auch immer. Egal, zurück zur Besprechung der DVD. Trotz der Tatsache, dass die CGI-Überarbeitung Scheiße ist, gefällt die ST:TMP DVD durch ihre Extras. Du bekommst ein paar kurze Clips der "verschwundenen" Star Trek Serie, Star Trek: Phase II, welche es niemals zur Produktion schaffte. Sieht so aus, als hatten sie vor, die alten Mini-Rock Uniformen und all den Kram zu benutzen. Hubba-hubba. Zu schade, dass sie die Idee für die futuristischen Pyjamas verworfen haben, die alle im Film tragen. Ich habe noch keinen Blick auf die gelöschten Szenen geworfen, aber es ist schwer sich vorzustellen, dass dieser Film einst noch länger war, als er jetzt ist. Eine Dokumentation zeigt ein paar von den Spezialeffekten, bevor sie "verbessert" wurden. In jedem Falle sind die Originale weit überlegen. Sie hätten einem die Option geben sollen, die nicht verbesserte Version anzusehen. Der neue Sound Mix ist viel klarer, daher werde ich ihnen das verzeihen, obwohl die Musik im Verhältnis zum Dialog viel lauter ist. Ich musste den Sound immer lauter stellen, wenn jemand redete, und leiser bei jedem musikalischen Bombast.

Alles in allem habe ich die DVD genossen, und wenn´s nur wegen der Gelegenheit war, mich über sie zu beschweren.

ADDENDUM: Seht Ihr, ich kenne Fremdwörter! Hmmm..., aber das ist wahrscheinlich falsch geschrieben. Egal, ich habe noch mal einen Blick auf die Extras der DVD geworfen und entdeckt, dass alle nicht überarbeiteten Special Effekt Szenen in den Extras, unter der Kategorie "gelöschte Szenen", zu finden sind. Also, wenn ich Präsident der Welt bin, werde ich das berücksichtigen und die Produzenten dieser Scheibe möglicherweise verschonen.

Montag, 7. August 2006

Baby, mir ist langweilig

Die heutige Ausgabe der Los Angeles Times hat als Titelgeschichte „Von allem unbeeindruckt: Eine Multitasking-Generation ist nicht einfach zu unterhalten.“ Der Artikel, den du online lesen kannst, indem du auf den Titel dieses Artikels klickst, braucht über 3 Seiten, um uns zu informieren, dass trotz einem noch nie da gewesenem Angebot zu fast grenzenloser Unterhaltung bloß ‘nen Mausklick entfernt, die jungen Leute von heute von dem gelangweilt sind, was angeboten wird. Das ist nichts wirklich Neues. Bruce Springsteen hatte 1992 einen Song, der „57 Kanäle und nichts los“ hieß. Und schon lange davor haben Menschen bemerkt, dass 3 Sender und eine Handvoll UHF-Kanäle, die rund um die Uhr herum plärren, nicht viel anzubieten haben. Dennoch scheint die grundlegende Idee welche die Informations-Revolution (oder wie auch immer wir es nennen) antreibt, immer noch zu sein, dass wenn es nur ein paar Kanäle/Webseiten/Blogs, etc. mehr gäbe, wir in der Lage sein könnten zumindest eine interessante Sache unter all dem Lärm zu finden. Ist bis jetzt nicht passiert. Ich wette, es wird nie passieren.

Der Artikel kam am selben Tag heraus, an dem Nishijima einige neue Sachen über seine Kindheit in seinen Blog gestellt hat. Er schreibt: „Es wurde zu einer Gewohnheit für mich, draußen umherzuwandern, ins Kino zu gehen, nach gebrauchten Büchern zu suchen und so weiter. Kurz gesagt, es wurde sehr schwierig für mich, mein tägliches Leben zu regeln und obwohl es sehr unangenehm für mich war, war es mir völlig unmöglich mich selbst in Ordnung zu halten.“ Also selbst vor fast hundert Jahren machte es Menschen nicht glücklich, ziellos umherzuwandern und nach Zerstreuung zu suchen.

Und hier sitze ich, und tippe sinnlos drauf los für ein Publikum aus gelangweilten Internet-Surfern, die sprunghaft von Blog zu Blog surfen, in der Hoffnung in diesem Schneesturm aus Lärm und Müll über etwas Brauchbares zu stolpern.

Heutzutage ist mein Gefühl, dass es eine Grenze für die Menge an nützlichen oder selbst interessanten Stoff da draußen gibt. Zum Beispiel fragen mich oft Leute nach Buchempfehlungen, um ihr Verständnis des Buddhismus zu vertiefen. Ich nenne immer dieselbe Handvoll Bücher. Grundsätzlich Dogens Shobogenzo, Shunryu Suzukis Zen-Geist, Anfänger-Geist, Nishijimas To Meet The Real Dragon falls du es finden kannst und das ist es im Großen und Ganzen. Ich weiß, es gibt einen Haufen Zeug in der Buddhismus-Ecke eines jeden gut bestückten New-Age Buchladens. Aber wann immer ich diese Bücher durchblättere, geschieht es selten, dass mir etwas als wert erscheint, es mit nach Hause zu nehmen und ihm meine Zeit zu opfern. Manchmal kaufe ich mir ein geschichtliches Ding, wie Hajime Nakamuras Gautama Buddha Serie. Aber das ist eher deswegen, weil ich nicht so vertraut bin mit der Geschichte des Buddhismus, wie ich es sein sollte. Andererseits lese ich am liebsten Sachen wie One Fine Stooge, eine neu erschienene Biographie von Larry Fine über die Drei Stooges (Ohne Witz, ich liebte dieses Buch). Außerdem habe ich gerade eins angefangen, das Guilty Pleasures of the Horror Film heißt und ungefähr 10 Jahre alt ist, aber ich habe es erst jetzt entdeckt. Es gibt ein ganzes Kapitel über die Entstehung des Films Als die Dinosaurier die Welt beherrschten!

Das meiste was in der Rubrik Buddhismus veröffentlicht wird, kann ich nicht mit Gefallen lesen. Es ist normalerweise abgedroschen und langweilig, wenn nicht total widerlich. So weit ich das beurteilen kann, ist es ein weiterer Fall von 57 Kanäle und nichts los. Klar, es mag viele gute Sachen da draußen geben, die ich noch nicht bemerkt habe; da ich mich so selten in die Buddhismus Ecke wage ist das gut möglich.

Die schiere Menge an Information die heute existiert, verleitet zu dem Hang, sich niemals gründlich mit einer Sache auseinander zu setzen. Ich meine, wie kannst du tausend Stunden dafür verwenden, eine Sache zu studieren, wenn es soooo viel anderes da draußen gibt? Wie kannst du dich zum Beispiel mit Zazen zufrieden geben, wenn es Eine-Quadrillionen anderer Meditationstechniken gibt, die darauf warten, entdeckt zu werden?

Ich kenne das Gefühl. Aber ich habe auch gelernt, dass der einzige Weg um zu verstehen worum es im Zen geht, der ist, sich für eine lange Zeit sehr intensiv damit zu beschäftigen. Anders geht es nicht. Ich sehe ständig Möchtegern-Meister mit kilometerlangen Einträgen in ihren Lebensläufen von Meditationsschulen, in denen sie Erfahrung haben. Ich kann mich nur wundern, wie ein Typ, der vielleicht 45, 55 oder 75 Jahre alt ist, so viele Traditionen studiert haben kann, obwohl jede einzelne Jahrzehnte der Anstrengung benötigt, um sie wirklich zu verstehen.

Heutzutage haben wir eine dermaßen große Auswahl, dass wir meinen, es wäre unbedingt notwendig alles auszuprobieren und zu erleben. Aber ist das so? Kannst du’s? Ich würde mir lieber das White Album der Beatles zum 177xten Mal anhören, als mir 176 Mal scheiß Musik anzuhören.

Wie kannst du das Richtige wählen, dem du dich widmen willst? Ich fürchte, das bleibt dir überlassen. Für mich war es so, als ich das White Album zum ersten Mal hörte wusste ich, dass es eine Platte war, die ich mir immer wieder anhören würde. Als ich das erste Mal das Herz-Sutra hörte, wusste ich, dass die Sache es wert war, sie weiter zu untersuchen. Was wäre also gewesen, wenn es eine Millionen Milliarden anderer Dinge gegeben hätte, die um meine Aufmerksamkeit konkurrierten? Ich hätte keine Zeit für sie.

Wie auch immer, das ist mein Senf dazu. Jetzt habe ich richtige Arbeit zu erledigen. Bis dann!

Link zum Originaltext

Sonntag, 25. Juni 2006

Begegnungen mit erleuchteten Wesen

In der Nähe meiner Wohnung gibt es einen New-Age-Buchladen namens „The Bodhi Tree“. Ab und zu schaue ich da vorbei und überfliege das Sortiment. Dort habe ich tatsächlich schon einige ziemlich gute Bücher gefunden, Übersetzungen alter Sutren und solche Sachen. Aber den meisten Platz in den Regalen nehmen Bücher ein, in denen verschiedene Autoren von ihren Begegnungen mit erleuchteten Wesen berichten. Diese Begegnungen sind immer ganz außergewöhnlich und mystisch. Der Autor wird dabei stets durch die tiefe Weisheit dieser wundervollen Wesen für immer verwandelt.

Leider waren meine eigenen Begegnungen mit erleuchteten Wesen nicht ganz so angenehm. Besonders ein erleuchteter Meister[1] aus irgendeinem Ort in Kanada hat mich in letzter Zeit im Rahmen verschiedener Blogs ziemlich übel beschimpft. Offenbar ist seine Erleuchtung auf einem viel höheren Niveau als ein Speichellecker wie ich es jemals zu erreichen hoffen dürfte. Ich habe das Auftreten dieses Typen in den letzten Jahren beobachtet, und wenn sich erleuchtete Meister so verhalten wie er, dann kann man der Welt nur wünschen, dass es so wenige wie möglich von ihnen geben möge. Ich jedenfalls habe ganz sicher nicht die Absicht, einer von ihnen zu werden.

Aber meine Begegnungen mit ihm waren nicht meine ersten unangenehmen Zusammenstöße mit erleuchteten Wesen, und ich bezweifle, dass es meine letzten gewesen sein werden. Er hat tatsächlich vor kurzem von noch einem anderen erleuchteten Wesen im Internet Konkurrenz bekommen, das behauptet, eine Erleuchtungsstufe erreicht zu haben, die meiner bei weitem überlegen ist. Dieser andere Mann der Erleuchtung schickt mir so gar Drohungen per e-Mail. Da kommt Freude auf…

Als mein Buch vor einigen Jahren veröffentlicht werden sollte, brachte ein sehr berühmtes erleuchtetes Wesen, das viele Bücher über Erleuchtung und den Weg dorthin geschrieben hatte, ernsthafte Bedenken über die Inhalte und die möglichen Auswirkungen meines Buchs zum Ausdruck. Der Verlag, der mir die Veröffentlichung in Aussicht gestellt hatte, schickte diesem Typen sogar aus Sorge ohne meine Zustimmung das unveröffentlichte Manuskript, in der Hoffnung, seinen Segen für das Buch zu bekommen. Sein Urteil: Brad hat keine Makel, die ein Jahr Meditations-Retreat nicht geradebiegen könnte. Einer seiner Retreats vermutlich, wo er mir die wahre Bedeutung von Erleuchtung näher bringen würde. Jawohl, Sir, wird gemacht, Sir! Ich bin dabei! – Puh! Letzten Endes entschied ich mich, nicht mit diesem Verlag zusammenzuarbeiten. Aber ich frage mich, ob das Interesse der Leute bei diesem Verlag an meinem Buch abgekühlt wäre, wenn es im Urteil von Mr. Erleuchtung durchgefallen wäre.

Ein anderes erleuchtetes Wesen, das ich mal getroffen habe, wurde später in einen Mordfall verwickelt...

Wie man sich vorstellen kann, beeindrucken mich Leute, die von sich behaupten, sie seien erleuchtet, heutzutage nicht mehr besonders.

Ich kann wirklich nicht verstehen, warum diese erleuchteten Wesen sich so sehr von mir bedroht fühlen. Besonders, weil ich selbst nie den Anspruch erhoben habe, erleuchtet zu sein. Genauer gesagt habe ich immer das Konzept „Erleuchtung“ überhaupt abgelehnt. Vielleicht ist das das Bedrohliche. Es ist, als würde man laut aussprechen, dass der Kaiser nichts anhat. Abgesehen davon, wenn Du tatsächlich erleuchtet bist, wie könnte dann überhaupt irgendwas bedrohlich sein? Warum sollte man dann die eigene Erleuchtung immer wieder betonen? Wozu sollte man sich dann auf Spekulationen darüber einlassen, wie sehr und auf welche Weise ein Anderer erleuchtet oder nicht erleuchtet ist? Müsste ein erleuchtetes Wesen nicht sehr viel selbstsicherer bezüglich seines absoluten Wissens sein? Vielleicht würde ich das alles verstehen, wenn ich selbst erleuchtet wäre...

Vielleicht sind die erleuchteten Wesen, denen diese Autoren begegnet sind, anders als die, die mir über den Weg gelaufen sind. Das ist gut möglich. Aber es ist genauso gut möglich, dass viele von denen, die behaupten, erleuchtete Wesen zu sein, sich gegenüber denen, die vor ihnen katzbuckeln und ihnen zu Füßen sitzen, um ihre Weisheit aufzusaugen, ein bisschen anders verhalten als gegenüber denen, die skeptisch sind.

Aber obwohl ich gesagt habe, dass es Erleuchtung überhaupt nicht gebe, ist es nicht so, dass ich gar nicht an Erleuchtung glauben würde. Ich weiß, dass das bestimmt wie eine Zeile von Spinal Tap klingt.[2] Aber es ist nicht so, dass Erleuchtung nicht existiert. Es ist nur so, dass ich das, was viele Leute als „Erleuchtung“ bezeichnen, einfach in keiner Weise als ... nun ja, erleuchtend ansehe.

Erleuchtung ist kein Zustand. Sie ist keine Erfahrung, die dir widerfährt und nach der alles, was du sagst oder tust in Ordnung ist, weil du ja schließlich ein erleuchtetes Wesen bist und es deshalb in Ordnung sein muss. Nein, so funktioniert das nicht. Erleuchtung ist Tätigkeit. Erleuchtung ist nicht etwas, das man erfährt. Sie ist nicht etwas, das du besitzt und das andere, unerleuchtete Leute nicht haben. Erleuchtung ist etwas, das du tust. Darum hat Dogen gesagt, dass Zazen an sich schon Erleuchtung ist. Wenn du dich wie ein Buddha verhältst, dann ist dieses Verhalten, diese Handlungsweise, Erleuchtung. Wenn du dich aber wie ein Arschloch benimmst, naja...

[1] Ich bitte darum, zu beachten, dass ich keines dieser erleuchteten Wesen namentlich identifiziert habe. Wenn ihr unbedingt eure Zeit damit verschwenden müsst, darüber zu spekulieren, wer gemeint ist, dann erwähnt bitte keine Namen in den Kommentaren. In Ordnung? Diese Typen machen mir schon so genug Ärger.
[2] Zum Beispiel sagte Nigel Tufnel von Spinal Tap in einem Interview mal: „Wir sagen nicht: ‚Liebe deinen Nächsten.’ Wir meinen das auch nicht. Aber die Message sollte klar sein.“

Donnerstag, 4. Mai 2006

Lehrplan Schwerplan

Zurück zu den Fragen der lieben Leute von St. Paul. Das hier ist eine komische. Es ist Frage Nummer 3, für all jene, die zu Hause mitzählen.

"Welchen Wert hat ein Lehrplan und ein bewährter Ablauf gegenüber einem unabhängigeren Eingehen auf die Entwicklung einzelner Schüler in ihrer Art des Lehrens."

Bitte was jetzt? Ich mein, ich weiß, wo diese Frage herkommt, aber ich musste mich niemals wirklich mit so etwas beschäftigten.

Nach der Vorstellung der meisten Leute wird man dadurch zu einer religiösen Autorität, indem man Seminare, oder was es sonst noch alles gibt, besucht, all die anerkannten Bücher liest und die benötigten Stunden in jede, von der Organisation verlangte, Übung investiert. Danach macht man seinen Abschluss und bekommt so´n offizielles Zertifikat, mit dem der Verwaltungsrat der Organisation offiziell zustimmt, eine eigene Gemeinde in ihrem Namen führen zu können. Das ist in etwa das heutige westliche Modell dafür, wie es funktioniert.

Heutzutage existiert mehr oder weniger dasselbe Modell in Japan und, so nehme ich an, in anderen buddhistischen Ländern. Einer der Wege ein Zen-Meister der Soto Schule zu werden ist, in einen der Ausbildungstempel zu gehen, die offiziell von der Soto-shu anerkannt sind - dem Verwaltungsgremium, das solche Dinge offiziell anerkennt. Du folgst ihrem Lehrplan, nimmst alle Hürden und am Ende bekommst du dein Zertifikat.

Aber es gibt noch einen anderen Weg um das zu erreichen. Schau, jeder der durch diesen Prozess geht, hat danach die Autorität, seine oder ihre eigenen Nachfolger zu wählen. Diese Nachfolger müssen nicht unbedingt demselben Lehrplan folgen, wenn der Lehrer es nicht für notwendig hält. Wenn jemand auf diese Art ein Zen-Meister wird, kann er oder sie (doch da ich grundsätzlich über mich selbst rede, überspringen wir das von hier an) im offiziellen Soto-shu-Register der Lehrer landen, muss aber nicht. Ob das nun wichtig ist oder nicht hat der Zen-Meister selbst zu entscheiden.

Ich kann verstehen, warum sich das System für viele Leute völlig blödsinnig anhört. Stell dir mal vor, dein örtlicher Gemeindepfarrer könnte jeden den er will zum Erzbischof ernennen. Was für ein Chaos! Welche Empörung! Dennoch, das System scheint im Zen Buddhismus prima zu funktionieren. Freilich, ein paar Spinner haben es geschafft eine Dharma Übertragung zu ergattern. Nur schau dir mal an, was in manch anderen religiösen Organisationen passiert ist, die ein viel sorgfältiger verwaltetes System haben. Ich denke, man kann nicht sagen, dass es im Zen schlechter läuft, obwohl hier ein etwas organischerer Ablauf der Dinge erlaubt ist.

Die Leute in St. Paul, wie Buddhisten im ganzen Land, sind beunruhigt, was die Zukunft des amerikanischen Buddhismus angeht. Sie wollen Standards einrichten, so dass man bei jedem der die Roben trägt und sich selbst einen buddhistischen Lehrer nennt darauf zählen kann, dass er einen spezifischen Teil der Lehren gemeistert hat und in einer bestimmten Art und Weise ausgebildet wurde, damit sichergestellt ist, dass er den Geist dieser Lehren pflegt. Oh, wenn es doch nur so einfach wäre ...

Das Problem ist: Egal wie sorgfältig du deine Standards einrichtest, irgendjemand wird sie brechen, indem er sich wie ein totales Arschloch benimmt. Und auch wenn dass nicht passiert, gibt es genauso viele Möglichkeiten zur Interpretation deiner Standards, wie es Leute gibt, die diese Standards lesen. Du kannst also niemals jeden zufrieden stellen, so sehr du es auch versuchst. Was nicht heißt, dass du es nicht versuchen sollst. Nur solltest du dies von vornherein wissen.

Doch um zur Frage zurückzukehren, Du willst wissen, wie ich damit umgehe? Ich habe es einfach nicht so mit dem ganzen Lehrplan-Ding. Ich könnte mich hinsetzen und eine Liste mit Büchern einfallen lassen, die man unbedingt lesen muss, und vielleicht noch eine Liste mit Dingen, die du unbedingt getan haben musst, bevor du einen Satz Roben bekommst. Aber solche Dinge interessieren mich nicht wirklich. Außerdem habe ich es so ohnehin nicht gemacht. Ich würde mich bei der ganzen Sache ein wenig unecht fühlen. Und ich verlange von meinen Studenten nicht, dass Sie Bass in Punk Rock Bands gespielt, oder in schlechten japanischen Filmen Dinosaurier Kostüme aus Gummi getragen haben, bevor sie ihre Roben bekommen.

Doch was die eher standardmäßigen Lehrpläne angeht, - ich meine, schau - das Shobogenzo ist ein wundervolles Buch, aber offen gesagt, ich kenne Leute die das Shobogenzo Dutzende Male gelesen und dessen Lehren trotzdem noch nicht mal im Ansatz verinnerlicht haben, während ich andere Leute kenne, die sogar noch nie etwas von dem verdammten Ding gehört haben, trotzdem aber weitaus bessere Menschen sind als die meisten, die es bis zum Umfallen studiert haben. Es gibt Leute, die sich durch anerkannte buddhistische Übungen praktiziert, geschunden und gekämpft haben, mit denen ich nicht mal einen Nachmittag verbringen wollte, weil sie so komplett unausstehlich sind (die meisten buddhistischen Gelehrten sind außergewöhnlich nette Leute, ich nenne nur die Ausnahmen, um meine Idee rüber zu bringen). Ich glaube nicht, dass ich mit einem besseren Lehrplan aufwarten könnte, um sicherzustellen, dass jeder der ihm folgt ein anständiger Mensch wird.

Ein weiteres großes Problem ist, dass du, wenn du einmal so einen Lehrplan erstellt hast, in Wirklichkeit damit sagst: "Mach dieses Zeug und wenn du damit fertig bist, werde ich dich mit ein paar Roben belohnen und du kannst dich mein Nachfolger nennen". Warum sonst sollte jemand Jahre seines Lebens mit der Befolgung einer solchen Sache verschwenden? Ich kann mir nicht vorstellen, irgendein unausstehliches Arschgesicht zu sanktionieren, nur weil er es durch einen spezifischen Studien- und Übungsplan geschafft hat.

Die einzige Art jemals jemanden zu meinem Nachfolger zu machen wäre, dass ich über mehrere Jahre einen Haufen Zeit mit dieser Person verbringen würde, um absolut sicher zu sein, dass sie aufrichtig ist und für die Sache lebt und nicht Gefahr läuft ein totales Arschloch zu werden, sobald ich ihr meinen Rücken zukehre. Also ich denke, das bedeutet, dass ich ein von Lehrplänen unabhängiges, „individuelles Eingehen auf die Entwicklungen des Schülers“ bevorzugen würde, und es mir scheißegal wäre, ob die Person sich durch einen Lehrplan hindurch gekämpft hat, selbst wenn ich derjenige wäre, der ihn entworfen hat.


(Link zum Originaltext)

Sonntag, 19. März 2006

Das Nicht-Denken denken!

Ich sitze da also heute morgen und mache wie üblich Zazen und plötzlich begreife ich sie; diese ganze “Das Nicht-Denken Denken”-Geschichte.

Für die unter Euch, die sie noch nicht kennen, habe ich hier eine berühmte Zen-Erzählung:

Ein Typ kommt zum Zen-Meister und fragt, “Was denkst Du, während Du hier sitzt?”.

Der Zen-Meister antwortet, “Ich denke den konkreten Zustand des Nicht-Denkens.”

Der Typ fragt, “Was ist der konkrete Zustand des Nicht-Denkens?”

Der Meister antwortet: “Etwas Anderes als der des Denkens.”

Wie jeder, der Zen praktiziert, erreiche ich diesen Zustand des Nicht-Denkens mal mehr und mal weniger. Nach 20 Jahren der Übung ist der neurotische Glauben, dass meine Gedanken tatsächlich irgendetwas Wichtiges bedeuten könnten, größtenteils verblasst. Und das ist ein sehr wichtiger Schritt; man braucht viele Jahre um dorthin zu gelangen - und viel ernsthafte Bemühung.

Das übliche Aufstoßen und Wiederkäuen von Gedanken durch unser Gehirn ist aber eine schlechte Angewohnheit, die man nur schwer wieder los wird - selbst, wenn man weiß, dass das alles Unfug ist. Aber gerade heute morgen erreichte ich diesen erwünschten Zustand des Nicht-Denkens und erkannte, wie man das eigentlich schafft. Es geht nicht darum, Energie aufzuwenden, also der Gleichung, die die Gedanken irgendwie aufhalten soll, hinzuzuführen; es geht darum, Energie wegzulassen.

Denken benötigt Energie. Normalerweise bemerken wir das nicht, aber mit dem Denken, wie wir es normalerweise betreiben, verhält es sich wie mit jeder anderen schlechten Angewohnheit: Daumendrehen, zum Beispiel, oder die Rhythmen zu den Songs klopfen, die nur Du selbst hören kannst; um mit dem Denken aufzuhören, musst Du lediglich aufhören, Energie auf’s Aufstoßen und Wiederkäuen Deiner Gedanken aufzuwenden. Es ist eine Frage des Nicht-Anfangens, nicht des Aufhörens.

Ich dachte, das teile ich Euch besser mal mit.


(Link zum Originaltext)

Sonntag, 1. Januar 2006

Hey, wie geht’s Dir?

Ich heiße Brad, und bin Buddhist. Und manchmal wenn ich das sage, fühle ich mich wie ein Teilnehmer an einem Zwölf-Stufen-Programm, der aufsteht und seine Sucht eingesteht. Nicht weil mich der Buddhismus in irgendeiner Form beschämt. Buddhismus rockt. Mir ist es allerdings oft peinlich mit dem identifiziert zu werden, was der Großteil der amerikanischen Öffentlichkeit für einen Buddhisten hält. Was es noch schlimmer macht: Ich bin nicht nur ein Buddhist, ich bin sogar das, was die Drehbuchautoren der alten Kung Fu TV Serien einen „Zen-Meister“ nannten. Für die unter Euch, die sich auskennen, meine Dharmaübertragung erhielt ich von Gudo Nishijima, welcher der Sotoschule des Zen angehört (obwohl er denkt, die Sotoschule selbst sei eine „Vereinigung von Beerdigungspriestern“). Ich habe sogar zwei Bücher über Zen geschrieben.

Trotzdem habe ich niemals in einem Kloster oben im Himalaja gelebt, keine harte Askese und esoterischen Reinigungsrituale praktiziert. Ich habe keinen Hang zu außerkörperlichen Erfahrungen oder geheimen höheren Bewusstseinszuständen. Ich bete keinen fetten Chinesen an. Und mir ist es ziemlich egal, was der Dalai Lama sagt und macht. Die meiste Zeit habe ich mich in großen, hässlichen, lauten Städten der buddhistischen Praxis gewidmet – circa ein Jahrzehnt in Akron, Ohio, elf Jahre in Tokio und jetzt lebe ich in Los Angeles. Ich bin die meiste Zeit davon schon im Filmgeschäft gewesen, und spüre keinen Drang das in nächster Zeit zu ändern.

Mit Zazen habe ich angefangen, als ich damals, Anfang der Achtziger, Bassist der Hardcore Band Zero Defects war. Hier spielen wir gerade unseren großen Hit „Drop the A-Bomb On Me!“ (Ich stehe ganz rechts, wo Du mich für ungefähr eine Nanosekunde am Ende des Clips sehen kannst.):



Jahre später zog ich nach Japan, bekam einen Job in der Firma des Erfinders von Godzilla (wo ich noch immer arbeite) und wurde ein Zenmönch. Die meisten Ex-Rock´n´Roll-Typen, die so eine Art religiöse Führer wurden, reden darüber, wie sie der Dunkelheit der Musik des Teufels abgeschworen haben und das Licht Gottes fanden. Ich für meinen Teil wurde nur noch mehr Punkrock, je tiefer ich in den Buddhismus ging.

Im Buddhismus fand ich die, meiner Meinung nach, wirklich achtbaren Punkte der Hardcore Punk Bewegung zu ihrem logischen Schluss konsequent durchgeführt. Die Hardcoretypen stellten die Werte der Gesellschaft in Frage, allerdings niemals wirklich ihre eigenen. Sie wussten, dass die Welt am Arsch ist, hatten aber keinen Plan, was man angesichts dieser Tatsache tun könnte. Der Buddhismus war frei von dem ganzen Müll, den ich in den anderen Religionen fand, die ich mir ansah. Kein Gott, keine Engel, weder Himmel noch Hölle, kein Erlöser außer Dir selbst. Gegenstand der buddhistischen Verehrung ist die Welt vor Deiner Nase, die Realität in der wir genau jetzt leben.

Viele religiöse Leute wollen wissen, was nach ihrem Tod geschieht. Für mich ist das kaum eine dringende Frage. Ich bin jetzt am Leben. Nicht tot. Mich interessiert, was es mit dem Leben, das ich jetzt lebe auf sich hat. Ich will wissen, wie ich dieses Leben auf eine vernünftige und gesunde Art und Weise leben kann.

Buddha sprach vom Mittleren Weg. Buddhistische Praxis ist nicht super-schwer, aber sie ist auch nicht super-einfach. Einer der schlimmsten, und weitverbreitetesten Fehler von Leuten, die scheinbar in diesem Meditationsding sind, ist nach meiner Beobachtung, dass viele von ihnen nach einfachen oder schnellen Lösungen suchen. Natürlich wollen sie die Erleuchtung. Aber bitte ohne großen zeitlichen Aufwand oder irgendwelche Anstrengungen. Es gibt da einen angeblichen „Zenmeister“ in der spirituellen Szene, der genau da ansetzt, indem er teure Seminare anbietet, die Dir eine „Erleuchtserfahrung“ innerhalb eines Nachmittags verschaffen sollen. Ich habe Werbung für Maschinen gesehen, in der garantiert wird, dass diese Dich in Minuten „tiefer als ein Zenmönch“ meditieren lassen. Und vor ein paar Jahren brachte eine Gruppe nutzloser Arschlöcher ein Buch heraus, in dem sie behaupteten, sich das Hirn mit Acid aus dem Kopf zu brennen wäre das selbe wie buddhistische Erleuchtung. Sterben die Sechziger denn niemals?

Dieser ganze Schwindel ist reine Zeit und Geldverschwendung. Gleichwohl erwartete Buddha niemals von irgendwem deswegen nun die Konsequenz zu ziehen, und ich tue das auch nicht. Nur zu: schmeiß Deine Zeit und Dein Geld zum Fenster raus, wenn es Dir gefällt. Vielleicht gehst Du als der erste Mensch in die Geschichte ein, der etwas für lau bekommen hat.

Mir sind auch die ganzen alten Ausreden zu lahm, Zazen sei zu schwierig für moderne Menschen, oder zu fordernd für uns Leute aus der westlichen Hemisphäre. Wenn Dir etwas wirklich ernst ist, schmeißt Du Deine Ausreden weg und tust es einfach.

Die netten Jungs der „Hinsetzen, Klappe halten“-Redaktion übersetzen euch hier ganz offiziell die Texte meines Blogs: http://hardcorezen.blogspot.com/ . Ich wünsche Euch viel Spaß damit!